Thomas Bachmann zu Besuch in Hallbergmoos
Tief und fest sind sie in der Emmauskirche eingegraben: die Fußstapfen ihres ehemaligen Pfarrers Thomas, oder für viele schlicht „Tommy“, Bachmann. Sechs Jahre nach seinem aufwühlenden Abschied kehrt der Seelsorger aus Augsburg mit seiner Band für ein Konzert in seine einstige Wirkungsstätte zurück. Wichtigste Utensilien im Handgepäck: Seine Gitarre und eigene Lieder. „Sie sind in den vergangenen 30 Jahren entstanden, nach und nach habe ich immer mal ein bis zwei pro Jahr geschrieben“, erzählt Thomas Bachmann.
Segensreicher Weggang
Rappelvoll ist „seine“ Kirche, die gespannte Freude ist allen ins Gesicht geschrieben: „Meine Frau und ich lieben die Menschen und tun das, was wir tun mit Leidenschaft, ich denke, dass das die Menschen spüren. Sie spüren, ob man sie mag oder nicht und dann entstehen Beziehungen“, freut sich Bachmann über die vielen Besucher. Lächelnd schüttelt er zahlreiche Hände und umarmt noch mehr Besucher – es wirkt wie das Heimkommen eines lange vermissten Familienangehörigen: „Natürlich war es etwas ganz Besonderes, nach Hallbergmoos zurückzukommen und diese lieben Menschen wiederzusehen und na logisch gab es in den zehn Jahren auch Zoff, aber am Ende war mir sehr wichtig einfach versöhnt und gut wegzugehen“, erinnert sich Bachmann und stellt bewegt fest: „Es war ein totaler Segen, wegzugehen, auch wenn es sehr traurig war. Aber wenn man zurückkommt und merkt, dass man einfach anknüpfen kann, wo man aufgehört hat, ist es großartig.“
Gut genug?
Für den Geistlichen geht mit seiner eigenen CD und den Auftritten ein lang gehegter Traum in Erfüllung: „Irgendwann fragt man sich: Was bleibt von einem?“, sinniert Bachmann. Folgerichtig beschließt er eine Band zusammenzustellen und seine Lieder aufzunehmen: „Es hat aber wirklich ewig gedauert und ich habe mich intensiv gefragt, ob es gut genug und wert ist, es zu veröffentlichen, ich denke, das geht jedem so, der kreativ arbeitet“, offenbart der bald 54-Jährige seine Zweifel und verrät: „Wenn das Feedback aber gut ist, muss man einfach Zutrauen gewinnen und sich sagen: Na gut, dann mache ich das jetzt.“ Und das mit viel Erfolg: nach drei Konzerten in Augsburg zupft er die Saiten auf seinem ersten Auswärtskonzert in Hallbergmoos. „Besonders ist für mich, euch alle wiederzusehen, aber auch die Lieder hier zusammen mit der Band auf die Bühne zu bringen“, strahlt er in die Runde.
„Meine Frau und ich lieben die Menschen
und tun das, was wir tun, mit Leidenschaft,
ich denke, dass die Menschen das spüren.“
Thomas Bachmann, Pfarrer
Gesungene Gebete
Thomas Bachmann ist kein Konstrukteur, der sich hinsetzt und vorsätzlich oder geplant einen Titel schreibt: „Es kam tatsächlich durch meinen Glauben, die tiefe Verbindung. Die Lieder sind alle der Ausdruck meines Glaubens in den Krisenzeiten, aber auch in den guten Zeiten. Im Prinzip sind es gesungene Gebete“, schildert er seine Kompositionsweise. Schon immer zieht ihn moderne Kirchenmusik – „deutlich eher Folk als Orgelmusik“ – an: „Ich habe viel in meiner Richtung gehört, das hat mich inspiriert, etwas Eigenes zu machen.“
Wege zum Glauben
Vor etwa 10 Jahren trifft der leidenschaftliche Gitarrenspieler in Hallbergmoos Profimusiker Ivo Brenzina, Mitbegründer des Modern Gospelchors: „ Er hat sich um meine Lieder gekümmert und sie arrangiert“, denkt Bachmann an die Anfänge zurück. Es entsteht eine besondere Beziehung zwischen dem Pfarrer und dem überzeugten Atheisten. Gottes Wege, so das Sprichwort, sind ja oft genug unergründlich: „Witzigerweise ist Ivo Brenzina ein halbes Jahr nach mir ebenfalls nach Augsburg gezogen“, berichtet Bachmann. Ein bedeutsamer Schritt, denn Brezina findet seinen Weg zum Glauben: „Durch die Auseinandersetzung mit meinen Liedern hat Ivo Brezina den Zugang zu Gott gefunden, bekennt er öffentlich. Er sagt immer: Das war meine Bibel, und hat sich schließlich taufen lassen“, enthüllt Tommy Bachmann. „Das ist schön vor allem, weil mich diese Lieder in der Nähe Gottes gehalten haben. Wenn sie andere zum Glauben inspirieren und Menschen helfen, freue ich mich riesig.“ So wünscht sich Bachmann auch zu Beginn des Liederabends: „Es wäre schön, wenn ihr durch den einen oder anderen Text oder eine Melodie berührt werdet und es ein Gebet für euch werden kann.“
Ein festes Band
Das Konzert berührt unübersehbar – hier und da kullern Tränen über die Wangen, vor allem als die ehemaligen Konfirmanden, die „Konfis“, um einen Gefallen bitten: Gemeinsam zu singen. „Das war wirklich sehr bewegend, eine wunderschöne Erinnerung an alte Zeiten, die einfach sehr intensiv waren, die Verbundenheit mit Hallbergmoos bleibt“, so Bachmann.
Deine Wege, Tommy Bachmann singt mit seiner Band
Für Sie berichtete Manuela Praxl.
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