Rezept für den guten Geschmack – Mittelalterspektakel auf dem Hausler Hof

Kategorie: Veranstaltungen

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Unerbittlich brennt die Sonne bereits morgens an diesem zweiten Wochenende im Juni vom Himmel auf die Zeltstadt am Hofe zu Hausler. Verwundert reiben sich Besucher die Augen und staunen, sobald sie das magische Tor in eine andere Welt hinter sich gelassen haben. Abgeschlagene Gliedmaßen in schweren Ketten, Totenköpfe und Skelette zieren vielerorts den Eingang verschiedener Lagerstätten. In der Luft hängt der Duft von gegrilltem Fleisch und Brot. Trotz der schwülen Hitze herrscht emsiges Treiben. Ein junger Schmied will ein Schwert fertig stellen. Geschickt fährt er mit dem Schürhaken durch die glühende Kohle, um noch mehr Glut zu entfachen. Ein paar Meter weiter zeigt ein Drechsler seinem Lehrjungen, wie er aus Holz kunstvolle Gegenstände auf der Werkbank formen kann. Überall verarbeiten Spinnerinnen mit Handspindeln grobe Wolle und Flachsfasern zu Fäden. Marktfrauen und Männer bieten noch ruhig ihre bunten Waren an. Aus den beiden Badehäusern dringt Gelächter. In großen mit Wasser gefüllten Holzzubern sitzen vier bis fünf Männer und Frauen. Gemeinsam widmen sie sich der Körperpflege und der Unterhaltung. Nicht abgeneigt von den Freuden, die der Genuss eines gut gefüllten Metglases mit sich bringt, genießen sie während des Bades gleich ein paar des würzigen Honigweins. An einer Weggabelung haben die Ehrlosen ihr Lager aufgeschlagen. So teilen sich Henker, Totengräber, Seifensieder, Bader, Hure und Kräuterfrau den ausgewiesenen Platz: „Unsere Gruppe stellt Berufe des Jahres 1250 dar. Es sind die unehrenhaften Berufe, die gesellschaftlich keinen Stand hatten“, erklärt Kräuterfrau Simone, Mitglied bei Bramdals Hauffen.

Es ist wieder Mittelalter-Marktzeit auf dem Hofe zu Hausler. „Wir wollen eine familienfreundliche Veranstaltung bieten, das haben wir uns auf die Fahne geschrieben. Abends gibt es gemütliches Zusammensitzen und ein kleines Konzert am Lagerfeuer, keine ohrenbetäubende Beschallung“, erläutert Thomas Zierfuß von der Agentur Sündenfrei. Auch ein Turnier findet statt, die lauten Fanfaren kündigen es weithin an. Aus allen Himmelsrichtungen strömt das Volk herbei, um einen guten Sichtplatz zu ergattern. Marktmeister und Herold Zierfuß führt die Leute und Ritter durch die Spiele: „Wir gestalten unsere Turniere eher locker, nicht mit verbissenem Ernst, eher spaßig.“ So treibt er den gefürchteten Friedrich von Staufenstein, einen Heißsporn namens Konrad und Heinrich von Hallbergmoos mit viel Witz zu Bestleistungen an. Unter einer Rüstung verbirgt sich eine Frau. Gleich der furchtlosen Jeanne d´Arc will sich die junge Johanna von Bayern im Kampf messen. Empört protestiert Friedrich von Staufenstein, jedoch ohne Erfolg. Herold Zierfuß erklärt die Regeln: „Wenn ein Reiter es schaffet, ein Schwert aus diesem Balken herauszuziehen, im Galopp zu Pferde, so ist es ihm erlaubt, an dem Turney teilzunehmen.“ Wagemutig tritt Johanna an und zieht mühelos das Schwert aus dem Balken. In den Disziplinen schlägt sie sich wacker, bevor am Ende das Spektakel von Staufenstein gewinnt, nach Ring- und Lanzenstechen. Als einziger unterwirft der Mann im schweren Kettenhemd unter dem Jubel der Massen, obendrein die letzte Wildsau von Hallbergmoos mit bloßen Händen.

 

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Die pure Freude am Spiel
Es ist ein Spiel mit den Welten, die Neugier auf das Leben einer längst vergangenen Zeit, das die Menschen für das Mittelalter begeistert, dabei ist Authentizität nebensächlich: „Beispielsweise hatten Frauen nichts zu sagen, trotzdem spiele ich Theater und wir tauschen sogar die Geschlechterrollen“, meint Magdalena Meier vom Theater Fritz und Freunde. „Mal spiele ich die Prinzessin im Froschkönig, mal der Fritz. Die Kinder finden das prima.“ Der Gründer des Projekts Fritz Weinert spielt sehr gerne auf Mittelalterfesten. „Aber die Atmosphäre hier auf dem Gelände ist besonders toll, wirklich schön gemacht“, lobt der Schauspieler.

Von der ist auch Kräuterfrau Simone begeistert und lebt ganz in ihrer Rolle: „Auch wenn wir am Rande der Gesellschaft leben müssen, kann auf uns niemand verzichten, wir sind heilkundig und wissen, dass für jedes Leid ein Kraut gewachsen“, erklärt das Weib stolzen Hauptes. „Wir helfen den Frauen, auch den Edlen unter ihnen.“ Ihr Blick aus großen Rehaugen verfinstert sich. „Trotzdem enden wir gerne mal so, was man hier sieht“, raunt die Heilkundige und deutet auf die abgetrennten Hände und Füße auf einem abgesägten Holzstamm neben einem heißen Kessel, aus dem ein Eintopf köstlich duftet. Frech grinsend ruft die Ehrlose einem Fremden, der sich über das eigenwillige Open-Air-Küchendekor wundert, mit lauter Stimme zu: „Vielleicht mache ich die Hände und Füße in die Suppe rein, wegen des Geschmacks.“

 

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Für Sie berichtete Manuela Praxl.

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