Die Absolventen der Abschlussklassen 9a und 9b der Mittelschule können jetzt durchstarten.
Mehr Taten, weniger Worte
„Das Schlimmste sind die Ratschläge, auf die höre ich sowieso nie.“ Rudolf Weichs, Rektor der Mittelschule, verabschiedet die neunten Klassen mit einem Zitat, das nicht, wie manch einer glauben mag, von einem Schüler stammt, sondern von Nicolas Sarkozy, Frankreichs ehemaligem Präsidenten. Daraus lasse sich aber nicht folgern, gut gemeinte Tipps seien überflüssig, betont Weichs: „Wir alle sind auf die Ratschläge der älteren Generation, der Eltern und ab und zu sogar der Lehrkräfte angewiesen.“ So legt er den 15- und 16-Jährigen Absolventen nahe, nicht irgendwelchen Vorbildern in den Sozialen Medien „nachzurennen“, sondern die eigenen Stärken und Schwächen zu betrachten und ein eigenes Profil aufzubauen. „Ein erster Schritt ist der Schulabschluss. Wir brauchen Leute, die etwas tun, nicht nur Influencer, sondern Menschen, die arbeiten.“
Vergleichbare Ergebnisse
Weichs richtet seine Worte an die 27 Schulabgänger, die Klassenleiter Karl Landgraf (9b) als „spezielle Klassen“ beschreibt, „die von den Lehrkräften viel innere Ruhe, Geduld, Flexibilität, Augenmaß, Ausdauer, pädagogisches Feingefühl, Führungskompetenz, Fachwissen, Humor und Idealismus abverlangten.“ Landgraf würdigt die Kompetenz seiner Kollegin Anna Köppl (9a), die „noch etwas anderes in die Waagschale werfen konnte, um das Schuljahr zu überleben. Ohne ihr fränkisches Lebensgefühl und die pragmatische Art, wäre die Mission nicht gelungen.“ Die Gründe für die besondere Herausforderung erklärt Landgraf mit der Teilung der ehemaligen achten Klasse: “Dazu kamen die Coronajahre, es sind einige neu dazugekommen, sei es durch Zuzug oder weil sie wiederholt haben und der Klassenlehrerwechsel.“ Trotz aller Widrigkeiten haben jetzt 19 der Heranwachsenden ihren „Quali“ in der Tasche: „Anfangs dachte ich, dass es ein Drama wird. Mich wundert es, aber letztendlich ist alles normal. Die Besteherquote ist im Schnitt und eigentlich besser, als wir es erwartet hätten“, freut sich Landgraf. „Zwei bis drei Schüler machen bei uns weiter, eine wechselt auf die Wirtschaftsschule, eine weitere auf eine Privatschule, zwei oder drei wollen den Quali wiederholen und die anderen beginnen eine Ausbildung. “ Zu den Leistungen der Schulabgänger gratuliert Helmut Eckert (zweiter Bürgermeister) und wünscht ihnen vor allem Freude und Spaß für den weiteren Werdegang.
Ehrgeiz und Wille als Schlüssel zum Erfolg
Eine, die es besonders gut hinbekommen hat, ist die Jahrgangsbeste Ena Mehmebagic. Die hübsche 15-Jährige stammt aus Bosnien und lebt erst seit 2020 in Deutschland. „Es war anfangs sehr komisch, vor allem wegen der Sprache, aber ich habe einige Sachen schon in Bosnien gelernt. Das war dann wie eine Wiederholung, eigentlich war nur meine Sprache ein Hindernis“, erzählt Ena, die inzwischen beinahe fehlerfrei spricht. Das verdanke sie den vielen Unterhaltungen mit neu gewonnenen Freunden und einem Sprachkurs in Freising. „Während der Pandemie war es sehr schwierig, ich war viel zuhause und hatte nichts zu tun, aber ich habe deutsches Fernsehen geschaut und mir gesagt, dass ich mir viel Mühe geben muss, um kommunizieren zu können. Meine Mama hat immer an mich geglaubt und wusste, dass ich das schaffen kann.“ Jetzt plant Ena weiter zur Schule und nach der Mittleren Reife vielleicht auf die Fachoberschule zu gehen. Ihre Bereitwilligkeit hart zu arbeiten sei nur ein Schlüssel zum Erfolg, schränkt Ena ein: „Die Lehrer haben mich sehr gut unterstützt, waren für mich da, wenn ich etwas nicht wusste und immer an meiner Seite, sozusagen meine linke Hand.“
Gut beraten
Wenngleich eher wenige einen Wink mit dem Zaunpfahl hören oder gar annehmen wollen, entlässt Landgraf die Klassen nicht ohne gut gemeinte Tipps, um künftig “Schwierigkeiten erst gar nicht aufkommen zu lassen”. So schade es „nichts pünktlich zur Arbeit zu kommen“ und es sei ein „wahnsinniger Vorteil“ sich auf manche Dinge gut vorzubereiten: „Es ist nicht die schlechteste aller Möglichkeiten, konstruktive Ratschläge einfach mal anzunehmen.“ Für die Schüler beginne ein neuer Lebensabschnitt, stellt Weichs noch einmal fest und meint scherzhaft: „Die Zeit des Lernens, der Proben, der Hausaufgaben und des frühen Aufstehen sind nun vorbei, ab jetzt beginne das Leben ohne Zwänge, ohne Sorgen, mit Ausschlafen in den halben bis ganzen Tag und Chillen rund um die Uhr“, bevor er die Abschlussklassen abschließend anblickt: „Das ist nur Spaß. Ja, ihr braucht jetzt Zeit zum Erholen, aber bald müsst ihr wieder durchstarten. Mach´s einfach, aber mach´s einfach – nicht reden, ausprobieren!“
„Ein erster Schritt ist der Schulabschluss. Wir brauchen Leute, die etwas tun, nicht nur Influencer, sondern Menschen, die arbeiten.“
“ … Mach´s einfach, aber mach´s einfach – nicht reden, ausprobieren!“
Rudolf Weichs, Schulleiter.
„Anfangs dachte ich, dass es ein Drama wird. Mich wundert es, aber letztendlich ist alles normal. Die Besteherquote ist im Schnitt und eigentlich besser, als wir es erwartet hätten“
„Es ist nicht die schlechteste aller Möglichkeiten, konstruktive Ratschläge einfach mal anzunehmen.“
Karl Landgraf (zweiter Konrektor)
„Während der Pandemie war es sehr schwierig, ich war viel zuhause und hatte nichts zu tun, aber ich habe deutsches Fernsehen geschaut und mir gesagt, dass ich mir viel Mühe geben muss, um kommunizieren zu können…”
“Die Lehrer haben mich sehr gut unterstützt, waren für mich da, wenn ich etwas nicht wusste und immer an meiner Seite, sozusagen meine linke Hand.“
Ena Mehmebagic, Jahrgangsbeste.
Für Sie berichtete Manuela Praxl.
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