Zu Besuch beim Hallbergmooser Imker Bruno Willing

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Bruno Willings Bienen bauen sich gerade eine Wabe; oft in Herzform, erklärt der Imker. Das Wachs der Wabe produzieren die Bienen mit den Wachsdrüsen ihres Körpers.


„Willst Du Gottes Wunder sehen, musst Du zu den
Bienen gehen.“

So lautet ein altes deutsches Sprichwort das viel Wahrheit beinhaltet. Die ökologische Bedeutung von Bienen ist sehr groß. Sie produzieren nicht nur wertvollen Honig. Als emsige Bestäuber von Nutz- und Wildpflanzen spielen sie eine große Rolle im Kreislauf der Natur. Sie sind bemerkenswerte und intelligente Tiere.
Das nahmen wir zum Anlass, um einen Besuch bei Imker Bruno Willing aus Hallbergmoos am Bienenstand zu machen und nachzufragen, wie es den Bienen geht. „Den Bienen bei uns im Ort geht es super, weil wir überall Blühpflanzen haben“, sagt Willing. Er zeigt auf die Bäume am Ende des Feldes: „Wenn Sie sich hier mal umschauen, wir haben die erste Vegetationsperiode; dahinten beginnen die Birken, ihre Pollen abzugeben, die Kirschen gehen in den nächsten 14 Tagen auf. Hallbergmoos und Goldach haben viele Blühpflanzen, da es ganz viele Einfamilienhäuser gibt und da trägt jeder seinen Teil bei – und letztes Jahr sind zusätzlich ganz viele Blühstreifen angelegt worden“, so das Resümee von Willing. Denn kleine Flächen mit „bienen- freundlichen“ Pflanzen bieten den fleißigen Tieren vom Frühjahr bis in den Herbst eine wichtige Nahrungsquelle.
Der Hobby-Imker ist im Berufsleben Fachkraft für Arbeitssicherheit beim großen Dienstleister B·A·D. In seiner seit 2013 bestehenden Imkerei betreut und pflegt er mit seiner Familie derzeit 26 Bienenvölker. Die Standorte der Bienenhäuser sind in Hallbergmoos und im Raum Freising. Sein Interesse erwachte, als Bekannte einen Bienenwagen geerbt haben und er einfach mal mitgeholfen hat: „Das ist ja so spannend! Man kann das gar nicht glauben, was man alles von den Bienen lernen kann – unfassbar!“, erzählt Willing begeistert vom Imkern. Das Honig­angebot ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich. „Normalerweise haben wir eine Frühtracht, die immer aus überwiegend Raps mit Obstblüte besteht. Das ergibt einen hellen Honig, der sehr traubenzuckergewaltig ist und deshalb auch cremig gerührt wird. Die Spättracht ist ein Mix aus allem“, erklärt Willing seine Honige.

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Früher hat er den Honig beim Imker auf dem Wochenmarkt gekauft: „Das ging schon ins Geld. Wir haben ja doch viel Honig gegessen und für fünf Leute. Der war teurer beim Imker, aber ich wußte eben auch, woher der Honig kommt. Wenn man aber dann selbst weiß, wie viel Arbeit dahinter steckt, finde ich es heute zu billig“, erzählt er rückblickend.
Allein die Arbeitsleistung der Bienen ist enorm. Sie leben in einer akribisch geordneten Völkerstruktur. Nicht umsonst gibt es für die vielseitigen Bienen Bezeichnungen wie Babysitter, Amme, Wachsproduzent, Baumeister, Maurer, Klimaspezialist, Wächter, Putzfrau, Transportflieger und Nachrichtensprecher.

Auch reiche Ernten, üppiges Wachstum und natürliche Artenvielfalt hängen stark von den Bienen ab. Pestizide und große Ackerflächen, auf denen die Bienen kaum Nahrung finden, machen den Bienen zu schaffen. Durch das große Bienensterben in 2010 sind vor allem Pflanzenschutzmittel, auch Neonikotinoide genannt, negativ in die Schlagzeilen gekommen. Willing dazu: „Ich hatte bisher Glück, aber dieses Jahr hat es mich leicht erwischt. Dieses Bienensterben damals, wo Hunderte von Völkern gestorben sind, das war ja eine Katastrophe. Mir ist ein Volk gestorben und zwei waren recht schwach, die habe ich vereinigt.“ Imker Willing berichtet weiter, dass es vor dem Winter für die Imker schlimm war. Nach dem Einfüttern und bis zur Winterbehandlung ab Mitte Dezember sind doch etliche Völker eingegangen: „Also dieses Jahr ein Völkerverlust von 20%. Das ist nicht normal bei den Imkern. Ich kenne ganz viele Imker, die haben gar keine Völker mehr.“ Viele Faktoren spielen hier mit, erläutert Willing die Situation. Vorrangig auch die Varroa-Milbe, die als gefährlichster Feind der Biene gilt.

Der Imker bei der Arbeit: Bruno Willing sichtet am Bienenstand am Ortsrand von Hallbergmoos – Goldach seine Bienenvölker.

Imkern bedeutet auch aktiver Naturschutz durch Bienen

Bruno Willing ist Mitglied im Bienenzuchtverein Massenhausen. Der Kreis ist weit gefasst, zirka 100 Imker gehören dem Verein an. Der seit 1905 bestehende Verein bietet „Imkern auf Probe“ und „Imker-Anfängerkurse“ an. Mitglieder sind willkommen: „Ich habe bestimmt schon 10 Personen in den letzten zwei Jahren zum Imkern gebracht“, bemerkt Willing. „Und das ist toll, wir haben ja viel zu wenig Imker!“ WiIling weiter: „Es ist ein spannendes und entspannendes Hobby zugleich. Zum einen, die Bienen kennen ihren Imker, das ist so. Und man muss sich auf die Bienen einlassen, die merken einfach, ob man bei der Sache ist oder nicht. Wenn nicht, dann zeigen die einem das schnell“, erzählt er lachend. Abschließend erwähnte er noch: „Bei den Bienen gibt es jede Menge Sachen, die man auf die Menschen projizieren kann, und vieles, was die Bienen besser machen als wir.“

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Hinweise für den Besuch am Bienenstand und Informationen zum Imkern von Profi-Imker Bruno Willing aus Hallbergmoos:

  • Imkern ist entspannend und interessant. Unsere Bienen sind in der Regel sehr sanftmütig, aber man darf nicht vergessen, dass es keine Haustiere sind, sondern dass es sich um Wildtiere handelt. Eine Bienenbeute wird wieder verschlossen, wenn die Bienen übellaunig sind.
  • Beim Imkern wird meinerseits deshalb in aller Regel immer Schutzkleidung getragen. Für Bienenpaten sowie Begleitpersonen sind Schleier, Jacke und Handschuhe vorhanden.
  • Ein Bienenvolk besteht aus bis zu 60.000 Individuen, da kann immer wieder etwas passieren. Die Bienen können stechen (und das kommt auch vor), darüber muss man sich grundsätzlich im Klaren sein. Eine Schwellung durch Bienenstiche ist normal, manche Personen reagieren mehr darauf, die anderen weniger. Mancher reagiert aber allergisch! Der anaphylaktische (allergischer) Schock stellt eine Extrem-Reaktion des Organismus dar und kann innerhalb kurzer Zeit zu einer lebensbedrohlichen Situation führen. Daher ist es ratsam, vorher beim Arzt abzuklären, ob man Betroffener sein könnte.
  • Weiterhin ist in der freien Natur immer auch mit Zecken zu rechnen. Hier in Süddeutschland befinden wir uns im sogenannten Zecken-Risikogebiet, weshalb eine Zeckenschutzimpfung empfehlenswert ist.
  • Was mögen Bienen gar nicht und macht sie teilweise aggressiv? Gerüche aller Art wie zum Beispiel duftendes Duschgel, Deo, Rasierwasser, Parfüm, Duftwässerchen, Insektenschutz wie Autan oder andere Mittel dieser Art, Alkoholgeruch, Schweißgeruch, dunkle Kleidung und laute Geräusche.
  • Am Bienenstand sollte immer Kleidung getragen werden, durch die die Bienen nicht an den Körper gelangen können (egal wie warm es ist!). Eine Biene hat immer den Reflex zu stechen, sobald sie gequetscht wird. Mit eng anliegenden Leggings sollten deshalb keine Bienen besucht werden!
  • Festes, den Fuß umfassendes Schuhwerk ist von Vorteil, da wir uns unter Umständen im Gelände bewegen müssen.
  • Die Hose am Saum mit Gummibändern abgedichtet werden, so dass keine Biene innerhalb der Hosenbeine herauf krabbeln kann (das passiert gar nicht so selten).
  • Eine Kopfbedeckung verhindert, dass Bienen in die Haare gelangen können und sie bietet zusätzlichen Schutz gegen die UV-Strahlung der Sonne.
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Interessieren Sie sich für das Imkern oder eine Bienenpatenschaft?

Ein Blick auf die Homepage von Bruno Willing lohnt sich. Sehr aufschlußreich und anschaulich in Text und Videos dargestellt kann man sich einen ersten Eindruck vom Imkern verschaffen. Möchte man sich verstärkt im Natur- und Tierschutz engagieren, kann man Bienen mieten. Und es gibt sogar Bienenpatenschaften, auch als individuelles Geschenk, für Leute, die wenig Zeit haben.

Kleines BIENEN-ABC für Kinder und Erwachsene:

ABLEGER
So wird ein vom Imker neu gebildetes Bienenvolk genannt.

AMMEN
Junge Bienen, die ältere Larven mit einem nahrhaften Brei aus Pollen und Honig füttern.

BIENENBEUTE
Die Behausung der Bienen, bestehend aus oben und unten offenen Kästen mit abnehmbarem Deckel und einem untergesetzten Boden.

BIENENWABE
Sie ist ein von den Honigbienen aus Bienenwachs errichtetes Waben-Gebilde mit sechseckigen Zellen. Sie dient zur Aufzucht von Larven und zur Lagerung von Honig und Pollen. Das Wachs der Wabe produzieren die Bienen mit den Wachsdrüsen ihres Körpers.

BRUT
Die Bienenbrut entwickelt sich von Larven über Puppen zu Bienen. DROHNEN Männliche Bienen, die fast ausschließlich zur Begattung der Königin existieren.

SAMMLERINNEN
Diese Bienen bestäuben Blüten und besorgen den lebenswichtigen Nektar und Pollen.

VARROAMILBE
Ein Parasit der Honigbiene, er gilt als der gefährlichste Bienenschädling.

WÄCHTER
Diese Bienen sind die Palastwache, wer in den Bienenstock eindringen will, bekommt es mit ihnen zu tun.

WEISEL
Die Bienenkönigin wird auch Weisel oder Stockmutter genannt. Sie führt das Volk mit Pheromonen und legt am Tag bis zu 2 000 Eier.

WINDEL
Darunter versteht man die Bodeneinlage in der Beute zur Kontrolle des Milben-Befalls.

Für Sie berichtete Petra Springer.

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