Barrierefrei unterwegs mit wheelmap.org

Kategorie: Aktuelles

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Die Wheelmap ist eine Karte für rollstuhlgerechte Orte. Foto: Andi Weiland

Barrierefrei unterwegs mit wheelmap.org

Grün, orange, rot oder grau – so sehen die Kennzeichnungen bei wheelmap aus. Wheelmap.org ist eine Seite im Internet, die es Menschen mit Rollstuhl, Kinderwagen oder mit Rollator erleichtern soll, sich barrierefrei bewegen zu können – weltweit.

Die seit 2010 verfügbare Karte soll Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrern sowie Menschen mit anderen Mobilitätseinschränkungen helfen, ihren Tag planbarer zu gestalten. Aktuell sind über 3,2 Million Cafés, Bibliotheken, Schwimmbäder und viele weitere öffentlich zugängliche Orte auf der Wheelmap zu finden. Täglich kommen über 300 neue Einträge hinzu.

 

Die Wheelmap ist auch als kostenlose App für iPhone und Android verfügbar.

So kann die Karte unterwegs bequem über das Smartphone genutzt  werden.

 

Das Gute an wheelmap

Jeder, ob Betroffener oder aufmerksamer Bürger, kann in der Karte eine Markierung und Klassifizierung von Orten nach dem einfachen Ampelsystem vornehmen. Ob Parkplatz, Gaststätte oder öffentliche Toiletten – alle Einrichtungen können farbig markiert werden.

Die Farbe zeigt dann den Grad der Barrierefreiheit. So steht grün für barrierefreien Zugang, rot hingegen zeigt an, dass mehrere Stufen einen Zugang erschweren.

Auch Hallbergmoos weist noch viele graue Fähnchen, also noch nicht markierte Orte, auf. Dies wäre für wheelmap und alle Benutzer, die immer auf dem neuesten Stand sein wollen, sehr wichtig.

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Hintergrund

Rollstühle oder speziell gefertigte Autos zum einen, Aufzüge und Rampen zum anderen ermöglichen Menschen mit Mobilitätseinschränkungen eine weitgehend unabhängige Tagesgestaltung. Aber: Häufig entscheiden die letzten Meter, ob sich der Ausflug zum Kino, Biergarten oder Supermarkt wirklich gelohnt hat. Schon eine einzelne Stufe am Eingang kann ein unüberwindbares Hindernis darstellen. Genau hier setzt die Wheelmap an: Nutzer*innen geben anderen Nutzer*innen Auskunft darüber, wie zugänglich ein Zielort ist. Damit trägt die Karte zu einem aktiven und abwechslungsreichen Lebensstil für Rollstuhlfahrer*innen bei. Aber auch Menschen mit Rollator oder Kinderwagen profitieren von dem Angebot. Ziel der Wheelmap ist es außerdem, Inhaber*innen von nicht rollstuhlgerechten öffentlichen Orten auf das Problem aufmerksam zu machen. Sie sollen dazu angeregt werden, über die Barrierefreiheit in ihren Räumen nachzudenken und diese zu verbessern. Die Wheelmap will bundesweit – und auch international – immer bekannter werden. Nach und nach sollen immer mehr Städte mit möglichst vielen markierten Orten hinzukommen. Außerdem soll das Angebot der verfügbaren Sprachen Stück für Stück erweitert werden.

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Mitmachen

Die Wheelmap ist ein Mitmach-Projekt! Sie lebt davon, dass möglichst viele Menschen Orte bewerten oder sich anderweitig einbringen. Jeder Benutzer und Interessierte kann Orte markieren – ohne sich vorher registrieren zu müssen. Deshalb machen Sie mit, nicht nur in Hallbergmoos!

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Interview mit Raúl Krauthausen, Aktivist und Gründer der Sozialhelden (Auszug)

Wie bist du auf die Idee zu Wheelmap.org gekommen?

Raúl: Die Idee entwickelte sich aus einer echten Alltagssituation heraus: Ein Freund hatte sich beschwert, dass wir uns immer in demselben Café treffen müssen. Wir beide wussten aber nicht, in welchem anderen Café ein Treffen überhaupt möglich wäre, ohne eine Stufe am Eingang zu haben, die man mit einem Rollstuhl nicht überwinden kann. Ein klassisches Beispiel, wie physische Barrieren täglich das Leben der rund 1,6 Millionen Rollstuhlfahrenden in Deutschland einschränken. In dieser Situation dachte ich, dass doch eine Karte hilfreich wäre, auf der die Rollstuhltauglichkeit von Orten in der Umgebung vermerkt ist. Das war sozusagen die gedankliche Geburtsstunde von www.wheelmap.org und der dazugehörigen Wheelmap-App. Die eigentliche Umsetzung erfolgte im Sommer 2010.

Wie genau wird ein Ort bewertet?

Raúl: Grundlegende Dinge sind wichtig, wenn es darum geht, zu prüfen, ob ein Geschäft oder Restaurant rollstuhlgerecht ist. Zuallererst ist zu schauen: Komme ich als Rollstuhlfahrer*in überhaupt rein? Gibt es Stufen oder auch eine Rampe? Dann sollte man prüfen, ob wirklich alle Räume zu erreichen sind. Wenn das der Fall ist, gilt der Ort als voll rollstuhlgerecht. Vor Ort kann man das Ergebnis über sein Smartphone direkt in der kostenlosen Wheelmap-App eingeben, oder natürlich später auf www.wheelmap.org. Der Ort wird dann in der Map für alle sichtbar mit einem grün unterlegten Fähnchen versehen. Gelb werden teilweise rollstuhlgerechte Lokalitäten markiert und ein roter Wimpel kennzeichnet einen nicht-rollstuhlgerechten Ort. Uns war es wichtig, die Anwendung und das Einfügen der Daten so einfach wie möglich zu machen, damit sich auch technisch nicht so versierte Leute einbringen können.

Wie verändert sich das Leben durch die Wheelmap? Kannst du ein konkretes Beispiel nennen?

Raúl: Als Berliner kann ich jetzt herausfinden, wo ich bei einem Münchenaufenthalt meine Brezel essen kann, ohne draußen vor der Tür kehrt machen zu müssen. Dank Wheelmap haben Menschen mit Mobilitätseinschränkungen jetzt einen Guide für rollstuhlgerechte Orte. Sie haben es damit leichter im Alltag, neue Orte zu entdecken und andere Menschen, auch nicht-behinderte, zu treffen. Das ist ganz im Sinne der Wheelmap dann „Inklusion”.

Das komplette Interview und alle Infos unter Wheelmap.org

Wheelmap.org ist ein Projekt des Sozialhelden e.V.

© Mapbox  openstreetmap, https://wheelmap.org/nodes/2500789319

Zahlen und Fakten

…zur Wheelmap

  • Wheelmap.org und die dazugehörige App ist 2010 gestartet.
  • Heute sind über 1 Million Orte auf der Karte bewertet, die Mehrzahl davon als „voll rollstuhlgerecht“.
  • Dazu kommen nochmal über 1 Million Orte, die durch Kooperation mit Datenpartnern angezeigt werden können.
  • Insgesamt umfasst die Datenbank Informationen zu über 3 Millionen Orten.
  • Jeden Tag kommen durchschnittlich 300 neue Bewertungen hinzu.
  • Wheelmap.org ist ein globales Projekt und weltweit verfügbar. Etwa 1/3 der bisher bewerteten Orten sind nicht in Deutschland.
  • Die Wheelmap ist in 33 Sprachen verfügbar, u.a. auf Arabisch, Dänisch, Deutsch, Griechisch, Englisch, Spanisch, Französisch, Isländisch, Italienisch, Japanisch, Polnisch, Schwedisch, Türkisch, Koreanisch uvm.
  • Die Wheelmap konnte u.a. dank zahlreicher Auszeichnungen umgesetzt werden. Dazu gehören unter anderem der Deutsche Bürgerpreis 2010 und der Deutsche Engagementpreis 2009 für Sozialhelden e.V. Die Wheelmap selbst wurde 2011 als „Ausgewählter Ort im Land der Ideen“ ausgezeichnet und 2013 mit dem „World Summit Award Mobile“ in der Kategorie m-Inclusion & Empowerment.

…zum Thema

  • In Deutschland gibt es schätzungsweise 1.6 Millionen Rollstuhlfahrer*innen.
  • Weltweit sind es schätzungsweise 85 Millionen – die Dunkelziffer liegt dreimal höher.
  • 4,8 Millionen Menschen in Deutschland nutzen einen Rollator. Mit Blick auf den demografischen Wandel ist zu erwarten, dass diese Zahl wachsen wird.

Hintergrund

Rollstühle oder speziell gefertigte Autos zum einen, Aufzüge und Rampen zum anderen ermöglichen Menschen mit Mobilitätseinschränkungen eine weitgehend unabhängige Tagesgestaltung. Aber: Häufig entscheiden die letzten Meter, ob sich der Ausflug zum Kino, Biergarten oder Supermarkt wirklich gelohnt hat. Schon eine einzelne Stufe am Eingang kann ein unüberwindbares Hindernis darstellen. Genau hier setzt die Wheelmap an: Nutzer*innen geben anderen Nutzer*innen Auskunft darüber, wie zugänglich ein Zielort ist. Damit trägt die Karte zu einem aktiven und abwechslungsreichen Lebensstil für Rollstuhlfahrer*innen bei. Aber auch Menschen mit Rollator oder Kinderwagen profitieren von dem Angebot. Ziel der Wheelmap ist es außerdem, Inhaber*innen von nicht rollstuhlgerechten öffentlichen Orten auf das Problem aufmerksam zu machen. Sie sollen dazu angeregt werden, über die Barrierefreiheit in ihren Räumen nachzudenken und diese zu verbessern. Die Wheelmap will bundesweit – und auch international – immer bekannter werden. Nach und nach sollen immer mehr Städte mit möglichst vielen markierten Orten hinzukommen. Außerdem soll das Angebot der verfügbaren Sprachen Stück für Stück erweitert werden.

Zur Funktionsweise

Die Karte www.wheelmap.org basiert auf OpenStreetMap, einer freien, editierbaren Karte der gesamten Welt. Alle können dort nach Orten suchen und – sofern sie markiert wurden – die Auskunft darüber abrufen, wie gut zugänglich Orte sind. Wer sich dort als Nutzer*in registriert, kann zudem neue Orte anlegen und bewerten. Die OpenStreetMap hat eine riesige Datenbank und mehrere Millionen Nutzer*innen jährlich. Orte, die in der OpenstreetMap eingetragen sind, werden auch auf Wheelmap angezeigt. Ein einfaches Ampelsystem kennzeichnet die Rollstuhlgerechtigkeit eines Ortes: Grün steht für einen uneingeschränkten Zugang – etwa weil keine Stufen vorhanden sind oder weil eine Rampe, ein Aufzug oder andere Hilfsmittel den Eintritt ermöglichen. Orange markierte Orte haben max. eine Stufe (nicht höher als 7 cm) und die wichtigsten Räume (oder Angebote) sind stufenlos erreichbar. Orte, die rot angezeigt werden, können von Rollstuhlfahrer*innen nicht betreten werden. Das Schöne dabei: Es ist keine Registrierung nötig. Alle können direkt Informationen abrufen oder beitragen. Generell gilt: Je mehr Menschen bei der Wheelmap mitmachen und Orte eintragen, desto genauer und aussagekräftiger wird die Karte.  Dabei spielen Fotos eine wichtige Rolle. Nutzer*innen können für jeden Ort Bilder hochladen. Somit können sich Rollstuhlfahrer*innen ein genaueres Bild vom Eingang oder z.B. der Toilette machen. Wheelmap ist also von Beginn an ein Crowdsourcing basiertes Projekt, welches Wissen von möglichst vielen Nutzer*innen sammeln und anzeigen möchte.

Weiterentwicklungen: Wheelmap als Grundstein

Neben ständigen Weiterentwicklungen und Verbesserungen der Wheelmap arbeiten die Sozialheld*innen auch an anderen Projekten auf Basis der Wheelmap.

Accessibility.Cloud

Aus der Hintergrund-Technik von der Wheelmap wurde die Accessibility.Cloud entwickelt. Durch diese Plattform können Daten zur Barrierefreiheit aus verschiedenen Quellen gesammelt, harmonisiert und zur Verfügung gestellt werden. Alle von den Wheelmap Nutzer*innen gesammelten Daten werden auch in die Accessibility.Cloud eingespeist und stehen dort als Datensatz zur Verfügung. Schon über 160 weitere Datenquellen, z.B. von HERE Maps oder Parkopedia stehen auf der Accessibility.Cloud zur Verfügung. So können auf der Wheelmap Informationen zu weiteren 1,7 Millionen Orte angezeigt werden! So ist neben dem Crowdsourcing mittlerweile auch Daten-Kooperation (Data Collaboration) eine wichtige Säule der Wheelmap.

In der Accessibility.Cloud sind viele Informationen zur Barrierefreiheit gespeichert, die über Rollstuhlgerechtigkeit weit hinaus gehen. Da die Wheelmap sich auf Rollstuhlgerechtigkeit konzentriert, können noch nicht alle vorhandenen Informationen in der Karte abgebildet werden. Die Sozialheld*innen arbeiten hier ständig weiter an Innovationen. Darüber hinaus stellen sie anderen Engagierten die Daten gerne zur Verfügung.

BrokenLifts.org und Projekt Elevate

Neben Stufen an Eingängen sind auch defekte Aufzüge eine Herausforderung für Rollstuhlgerechtigkeit. Das Problem hier: Aufzüge können von einem auf den anderen Tag kaputt sein. Aber vorher zu wissen, ob ein Aufzug geht oder nicht ist wichtig für eine inklusive Mobilität. Anbieter bestehender Routing-Anwendungen sollen in die Lage versetzt werden, Auskünfte zum Betriebsstatus von Aufzügen in Bahnhöfen, Bürogebäuden, Einkaufszentren und weiteren Orten des alltäglichen Lebens in ihre Services zu integrieren.

Das Projekt Elevate Delta schafft dafür die Daten-Infrastruktur, indem Daten-Standards entwickelt und Aufzugsinformationen diverser Datenanbieter erschlossen und harmonisiert werden. Außerdem wird ein Aufzugsensor entwickelt, der in Echtzeit Informationen zum Betriebsstatus sendet. Erste Modelle wurden bereits ausgeliefert.
Aktuell liegen Echtzeit-Informationen zu über 3.300 Aufzügen an deutschen Bahnhöfen vor und sind in der Wheelmap integriert.

A11yJSON.org

Neben dem Sammeln von Daten ist auch deren Standardisierung eine große Herausforderung. Durch das Projekt A11yJSON werden Daten-Standards geschaffen. Diese funktionieren unabhängig von der benutzten Programmiersprache. Durch A11yJSON werden Datensätze vergleichbar und können harmonisiert werden. Außerdem kann A11yJSON auch direkt in Apps eingebaut werden, die Aspekte des “Offline-Lebens” digitalisieren. So können Barrieren direkt umgangen werden und die entstehenden Datensätze sind direkt standardisiert. Neben A11yJSON haben die Sozialhelden auch angegliedert ans W3C die Gruppe “Linked Data for Accessibility”  gegründet.

Für Sie berichtete der Mooskurier.

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