Zum 125-jährigen Bestehen der Schützengesellschaft Edelweiß

Acht Euro sind geboten, ich höre neun, da kommen zehn“ – Auktionatorin Kirstin Engelhardt ist in Sachen Bieterwettbewerb inzwischen Routinier. Entspannt zeigt sie noch einmal das Objekt der Begierde, eine Wurst, garniert mit einer weihnachtlich dekorierten Sehhilfe, in die Runde. Satt der Staccato-Sprechweise mit bis zu 400 Wörtern pro Minute ihrer amerikanischen Kollegen, reichen bei Engelhardt wenige Sätze, um bei den Bietern im Vereinsheim der SG Edelweiß Interesse hervorzurufen. Schnell schwankt deren Mimik zwischen Kalkül und Interesse. Den Zuschlag bekommt schließlich Pfarrer Thomas Gruber, der mit undurchsichtigem „Pokerface“ das Höchstgebot abgibt. Nachdem das Geld schnell den Besitzer wechselt, setzt Gruber die eben erstandene Brille, Modell „Rudolphs rote Nase“, auf und setzt damit bestens gelaunt „das“ adventliche Fashion-Statement des Abends, bevor er das nächste Angebot verfolgt.

Der Höhepunkt
Auktionsassistentin Katja Schmidt wirbelt im Hintergrund und trägt Wein, Wurst, witzige und warme Accessoires wie selbstgestrickte Mützen nach vorne, die dann unter den imaginären Hammer kommen. „Es ist einfach eine schöne Tradition, die wir hier pflegen“, sagt Veranstaltungsleiterin des Vereins, Alexandra Kafka. In diesem Jahr hat die traditionelle Christbaumversteigerung des Schützenvereins, neben vielen kleinen, lustigen, einen sehr feierlichen Moment: „Pfarrer Thomas Gruber hat unsere Fahnenbänder geweiht. Wenn ein Verein 125 Jahre Bestehen feiert, ist das etwas Herausragendes“, erzählt Kafka: „Das hat uns allen eine besondere Freude bereitet und war ein wirkliches Highlight.“ Ein im wahrsten Sinne des Wortes weiteres Glanzlicht setzt die Verssteigerung des Baumes selbst. Allerdings laufe das „etwas anders“ ab, betont Alexandra Kafka. „Als ich das Amt übernahm, fand ich es so schade, dass ein fertig geschmückter Baum kaum und wenn nur für sehr wenig Geld wegging. Daher haben wir einen künstlichen Baum, der nicht versteigert wird, sondern ein Christbaum- Gutschein. So können sich die Leute das selbst einteilen.“ Auch hier zeige sich Thomas Gruber stets als eifriger Bieter, verrät die Organisatorin.

Zeit für eine Bilanz und Aussicht
Alexandra Kafka äußert aber auch ein paar nachdenkliche Worte. Im Verein seien, wie in vielen anderen, Veränderungen spürbar. „Das Sozialleben untereinander war früher deutlich reger, das Interesse daran hat abgenommen“, stellt Alexandra Kafka fest. Das habe mit dem „riesigen Konkurrenzangebot vor Ort“ zu tun und der Nähe zu Städten wie Freising oder München. „Das Freizeitangebot ist wirklich riesig. Viele Menschen kommen schon in die Vereine, weil sie beispielsweise ihren Sport ausüben wollen. Sie nehmen aber weniger am Vereinsleben teil und zeigen sich eher zurückhaltend, wenn es darum geht, sich ehrenamtlich zu engagieren.“ Daher freue sie sich ganz besonders, wenn sie auf den Einsatz einiger Mitglieder zählen könne: „Es ist ganz wunderbar, wenn ich weiß, dass ich mich beispielsweise auf Kirstin Engelhardt und Katja Schmidt verlassen kann, beide machen das großartig. Genauso toll ist, wenn ich dann unsere passiven Mitglieder bei Veranstaltungen sehe.“ Für 2026 habe sich der Verein einiges auf die Fahne geschrieben“, so Alexandra Kafka. „Wir wollen ein paar Stellschräubchen anpassen, denn wir sind einer der größten Vereine und wollen das auch bleiben. Entsprechend freuen wir uns auch über neue Gesichter in unseren Reihen.“