Rückblick auf ein turbulentes Leben

Geboren wurde Ingeborg Spillmann am 8. Februar 1938 in Ratingen. Dass sie vor kurzem ihren 85. Geburtstag feierte, sieht man ihr absolut nicht an, mit ihrem sportlichen Kurzhaarschnitt und der fröhlichen Ausstrahlung macht sie einen wesentlich jüngeren Eindruck.
Von den verschiedenen Stationen ihres Lebens erzählt sie mit viel Liebe zum Detail. Es war alles andere als einfach. Während des Krieges musste sie mit der Mutter und den beiden Geschwistern nach Thüringen, „auf einen Bauernhof, aber die wollten uns dort nicht“. Es war eine harte Zeit, es gab kaum etwas zu essen, oft half ihnen nur, sich auf den Feldern etwas Essbares zu suchen. Bereits mit 14 Jahren arbeitete sie für 25 DM im Monat in einer Fabrik. Mit 18 wechselte sie in eine Firma, die Schaumstoff herstellte und war dort mehr als acht Jahre lang Maschinenführerin. Geheiratet hat sie mit 22, vier Jahre später kam Sohn Uwe auf die Welt. Zwei Enkelkinder, jetzt 30 bzw. 27 Jahre alt, und zwei Urenkel mit eineinhalb und acht Jahren vergrößerten die Familie.

Als ihr Ehemann nach Bayern versetzt wurde, fand sie eine neue Aufgabe und eröffnete in Deisenhofen ein Feinkostgeschäft. Nach langer Krankheit des Ehemanns und Scheidung musste sie sich eine neue Existenzgrundlage suchen. Zuerst war sie 15 Jahre in einer Hausverwaltung in München tätig. Im Alter von 42 Jahren fing sie wieder an zu lernen und fand eine Stelle in einem Labor. Auch eine weitere Ehe endete nach mehr als neun Jahren mit der Scheidung. Da Sohn Uwe in Hallbergmoos lebte, zog auch sie hierher.
Ingeborg Spillmann klagt nicht über schwierige Zeiten, sondern erinnert sich viel lieber an fröhliche Ereignisse. Dazu gehört unbedingt ein Besuch auf dem Oktoberfest, bei dem sie so viele Zutaten für eine Brotzeit auspackte, dass sie nicht nur ihre Freunde, sondern auch alle anderen, die im Bierzelt an ihrem Tisch saßen, bewirten konnte. Zum Dank sammelten die Tischnachbarn Geld und spendierten ihr damit einen Auftritt als Dirigentin der Bierzelt-Blaskapelle. Nachdem sie sich von der ersten Überraschung erholt hatte, wusste sie allerdings sofort, was die Musikkapelle unter ihrer Führung spielen sollte: „Einmal am Rhein…“ Sie strahlt, als sie davon erzählt! „Die Leute haben gejubelt“, sagt sie, „das war mein schönster Tag!“

Da ihr Sohn derzeit krank ist, wurde der 85. Geburtstag am folgenden Wochenende mit den Enkelkindern und Urenkeln gefeiert. Am Geburtstag selbst wurde sie von ihren Freundinnen besucht, als Überraschungsgast stellte sich auch Altbürgermeister Klaus Stallmeister ein.

Die Glückwünsche der Gemeinde überbrachte der 3. Bürgermeister Josef Fischer, er überreichte Sekt und Hallbergschecks. Auch Ministerpräsident Markus Söder wünschte der Jubilarin in einem persönlichen Schreiben alles Gute.

Der Mooskurier gratuliert ebenfalls herzlich und wünscht Ingeborg Spillmann nicht nur Gesundheit, sondern vor allem, dass ihr der rheinische Frohsinn auch weiterhin erhalten bleibt.