Alarm bei der Feuerwehr Freiwillige Feuerwehr „Wir brauchen dringend Nachwuchs“

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Eine eingeschworene Gemeinschaft freut sich auf neue Gesichter – von links nach rechts: Martin Eichschmid (zuständig für die Jugendfeuerwehr), Walter Schreck (Erster Kommandant), C. Schmid, Robert Mack (Jugendwart), dahinter Samuel, Simon Busl, Richard Busl (Zweiter Kommandant)

Innerhalb von zehn Minuten sind sie zur Stelle, so will es das Gesetz. Egal ob ein Hof in Flammen steht oder Menschen nach einem Unfall hilflos in seinem Autowrack eingeklemmt sind – Feuerwehrleute rasen zur Hilfe, um Leben zu retten. In Deutschland funktioniert das so verlässlich wie ein Schweizer Präzisionsuhrwerk. Noch, denn inzwischen brennt vielen Kommandanten die Frage unter den Nägeln, wie das in naher Zukunft aussehen soll. Allerorts fehlt der Nachwuchs. Von Radioaufrufen bis zu Imagefilmen unternehmen die Feuerwehren viel: „Die Gemeinde Hallbergmoos hat rund 750 Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren angeschrieben, leider ist die Resonanz ziemlich mau, das Interesse lässt sich quasi an einer Hand abzählen“, bilanziert Walter Schreck, Erster Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Hallbergmoos. Jugendwart Robert Mack stimmt zu: „Wir bekommen kaum noch Freiwillige, daher haben wir es wieder mit einen Aktionstag versucht.“ Gemeinsam freuen sie sich „aber genauso auf jeden Quereinsteiger der 27, 35 oder 48 ist“.

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Der Einblick in den Alltag

Mit einem hydraulischen Rettungsspreizer zerschneidet ein Kamerad die Karosserie eines Wracks, das vor dem Feuerwehrhaus steht. Daneben fährt gleichzeitig ein Kollege mit Wagemutigen 30 Meter hoch. Über den Dächern von Hallbergmoos belohnt der spektakuläre Blick bis in die Alpen alle, die sich in den leicht schwankenden Korb trauen. Und dort, wo sonst die Einsatzwagen parken, ist ein gigantischer „Menschenkicker“ aufgebaut: „Wir haben einige Stationen aufgebaut. Dort können sich Interessierte ausprobieren. Aber wir wollen auch den Spaß vermitteln, den wir in unserem Team haben“, erklärt Schreck. Kamerad Christian Pfitzner betont den Gemeinschaftsgedanken der Truppe: „Wir sind nicht nur ein Team, sondern ein toller Freundeskreis und das altersübergreifend. Jeder kommt gut klar miteinander, weil wir alle das gleiche Motiv haben, hier zu sein.“

Der Einsatz ist machbar

Bisher können die Feuerwehrmänner über die Gründe für die mangelnde Begeisterungsfähigkeit nur mutmaßen: „Viele sagen, es sei ein Zeitproblem“, meint Mack, der nicht nur ehrenamtlich, sondern auch hauptberuflich bei der Feuerwehr Dienst schiebt. Ein Argument, das Christian Pfitzner nicht stehen lassen möchte: „Es ist definitiv neben der Schule, Ausbildung oder Job zu machen. Die Übungsabende sind mittwochs abends, da haben die meisten frei.“ Der 23-jährige Pilot ist seit sieben Jahren dabei. Ein zusätzliches Problem sehen die Floriansjünger in anderen Vereinen: „Vor allem im Sport ziehen sie potentielle Anwärter früh ab.“ Schreck nickt: „Wir konkurrieren mit den großen Vereinen. Oft ist da mehrmals wöchentlich Training, dann bleibt für uns nichts übrig.“ Das übliche Eintrittsalter von 14 Jahren bei der Feuerwehr mache die Sache nicht leichter, sind sich Mack und Schreck einig: „Da sind die Jugendlichen meist schon woanders fest integriert.“ Es sei außerdem eine Herausforderung, junge Freiwillige bei der Stange zu halten, da sie bei der Feuerwehr erst mit 16 Jahren eingeschränkt und mit 18 Jahren voll einsatzfähig sind: „Genau in dem Zeitfenster kommt die Lehre oder das Studium dazu, oder eine Freundin und dann sind sie weg“, erläutert Schreck.

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Je nach Können

Einer der wenigen im Nachwuchsbereich ist der 17-jährige Samuel. „Ich denke, jeder kann und sollte helfen“, ist der großgewachsene junge Mann überzeugt. „Es macht super viel Spaß, wir sind wie eine Familie, lachen und machen viel zusammen.“ Simon, mit 15 Jahren der jüngste der Truppe, sieht es ähnlich und wünscht sich dringend Verstärkung: „Es wäre klasse, wenn mehr Jugendliche kämen. Noch mehr Leute bedeutet noch mehr Spaß.“ Christian Pfitzner weiß: „Nirgendwo bekommst du schneller Anschluss als bei der Feuerwehr.“ Dennoch hat der Dienst bei der Feuerwehr einen sehr ernsten Hintergrund. Oft sind lebensbedrohliche Situationen der Grund, um auszurücken und manchmal ist es zu spät. Schon der Gedanke lässt viele vor dem Ehrenamt zurückschrecken: „Bei uns muss nicht jeder alles können“, stellt der Jugendwart klar. „Es gibt harte Sachen nach Unfällen mit Toten, aber das muss nicht jeder machen.“ Es bleibe die Entscheidung des Einzelnen. „Wer es kann, macht es. Wer nicht, macht etwas anderes, wie Brandschutz sicherstellen, Straßenabsperrung einrichten und dergleichen. Jeder kann seine Fähigkeiten einbringen.“ Für Simon überwiegen in jedem Fall die positiven Aspekte: „Nicht nur dabei stehen, sondern selbst machen können, um zu helfen, ist mein Antrieb.“ Freund Samuel ruft dazwischen: „Einfach mittwochs um 19.30 kommen, ausprobieren und mitmachen. Wir heißen jeden willkommen!“

Für Sie berichtete Manuela Praxl.

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