Pfarrer Steffen Schubert war es vorbehalten, auf den Funkknopf für die Premiere der Glocken zu drücken
Seit über acht Jahren steht die Emmauskirche der evangelischen Kirchengemeinschaft mittlerweile in Hallbergmoos. Bislang ohne wohlklingende Glocken, doch damit ist es nun vorbei. Trotz der Corona-Pandemie konnte die Einweihung der beiden Glocken am Nikolaustag mit einem kleinen Gottesdienst im Freien gefeiert werden – dazu kamen schauten viele Interessierte unter Einhaltung der Hygienevorschriften vorbei.
Pfarrer Steffen Schubert betonte, dass es sich um einen besonderen Tag handle: „Der Klang der beiden Glocken kommt heute zum ersten Mal in die Herzen der Menschen. Eine solche Weihe gab es noch nie und wird es auch für lange Zeit nicht mehr geben.“
Auf die Meilensteine bis zum heutigen Tag blickte Pfarrerin Karin Jordak bei der vom Modern Gospelchor musikalisch umrahmten Veranstaltung zurück. Als die Emmauskirche am Pfingstsonntag im Jahr 2012 eingeweiht wurde, sei es klar gewesen, dass die Glocken nicht gleich kommen: „Um die Kosten damals niedrig zu halten, wurde auf diese wie auch den Altar oder das Taufbecken zunächst verzichtet.“ Nach und nach sollten die liturgischen Ausstattungen kommen. Keiner habe gedacht, dass man nach dem Bau der Kirche schon vier Jahre später schuldenfrei wäre, freute sich Jordak und betonte: „Der Förderverein hat viel für die Glocken unternommen. Es hat gut funktioniert und wir sind dem Ziel bald näher gekommen.“ 2018 folgte der Besuch bei der Glockengießerei Perner in Passau und am 11. Oktober 2019 wurden die Hallbergmooser Exemplare dort gegossen. Es handelt sich um die kleinere „Emmaus-Glocke“ mit der Inschrift „Der Herr ist auferstanden“ sowie die größere „Gebetsglocke“ mit den Worten „Verlasst euch stets auf den Herrn, denn Gott der Herr ist ein ewiger Fels“. Bewegend sei der Moment gewesen, als die beiden 550 Kilo und 350 Kilo schweren Glocken nach Hallbergmoos geliefert wurden und noch habe man sich gut im Zeitplan befunden – ehe Corona die pünktliche Einweihung im Frühjahr 2020 verhinderte. Doch schon an diesem Tag habe man die Glocken mit einem Hammer zum ersten Mal zum Klingen gebracht und einen wunderbaren Ton hören dürfen: „Nun standen sie lange still und warteten auf den Startschuss, der heute endlich erfolgen konnte.“
Pfarrer Steffen Schubert fragte im Anschluss, ob es Glocken heutzutage überhaupt noch brauche. Er antwortete selbst mit einem klaren Ja: „Für mich haben sie eine sehr wichtige Funktion. Der Klang erinnert, dass es auch etwas anderes neben dem Alltag gibt, dass Gott da ist.“ Die Kirche sei dafür das sichtbare Zeichen, die Glocken das hörbare. Bevor Dekan Christian Weigl aus Freising die feierliche Einweihung schließlich vollbrachte, sprach auch er ein paar Worte zu den Besuchern. Man habe derzeit andere Sorgen, als dass man eine Maske tragen müsse. Das Leben sei nicht nur von den düsteren Gefahren der Gegenwart geprägt, sondern von der Hoffnung auf Besserung. Die Glocken wären ein akustischer Fingerzeig nach oben: „Gebt Gott einen Raum in eurem Alltag. Dafür steht das Läuten.“
Schubert war es vorbehalten, auf den Funkknopf für die Premiere der Glocken zu drücken. Tags zuvor war extra noch ein Techniker vor Ort und da klappte es nicht auf Anhieb. Doch diesmal hörten die vielen Anwesenden erstmals den hellen Klang der Emmaus-Glocke sowie der Gebetsglocke und alle zeigten sich begeistert. Fortan werden diese täglich um 12 Uhr mittags sowie 18 Uhr aktiv.
Trotz der Corona-Pandemie konnte die Einweihung der beiden Glocken am Nikolaustag mit einem kleinen Gottesdienst im Freien gefeiert werden – dazu kamen schauten viele Interessierte unter Einhaltung der Hygienevorschriften vorbei.
Gerade als die beiden Exemplare zum ersten Mal zu hören war, kam der katholische Pfarrer Thomas Gruber und er sagte mit einem Lachen: „Wenn einem da einem als katholischen Pfarrer keine feuchten Augen kommen, dann weiß ich auch nicht.“ Er wünschte „viel Harmonie“ und betonte: „Die guten Schwingungen im ökumenischen Bereich dürfen sich gerne fortsetzen.“
Auch Bürgermeister Harald Reents trat ans Rednerpult: „Ich bin ebenfalls der Meinung, dass Kirchen auch im 21. Jahrhundert Glocken brauchen.“ Mit ihrer Wirkung nach oben würden sie mahnen, dass es dort etwas Wichtiges gibt: „Und sie klingen wirklich wunderschön.“
Vom Förderverein der Freunde der Emmauskirche dankte der Vorsitzende Uwe Rüddenklau den vielen Unterstützern und betont, dass es jetzt nicht vorbei wäre: „Wir machen für die nächsten Projekte weiter und dafür fehlen uns noch 5.000 bis 6.000 Euro.“ Um Geld einzunehmen, können wieder Spendensteine für 100 Euro das Stück oder Kalender für das Jahr 2021 (10 Euro) erworben werden.
Jetzt freuten sich alle aber erst einmal darüber, dass die beiden Glocken in Hallbergmoos endlich eingeweiht wurden und fortan täglich läuten dürfen. Die ursprünglich zur Einweihung geplante Feier soll im Rahmen des Sommerfests der evangelischen Kirchengemeinde Neufahrn/Hallbergmoos am 27. Juni 2021 nachgeholt werden.
Für Sie berichtete Bernd Heinzinger.