Musikalische Reise durch die Jahrhunderte

Wieder einmal ist es Vladimir Genin, dem künstlerischen Leiter der Konzertreihe „erstKlassiK“ gelungen, hochkarätige Künstler für den Gemeindesaal in Hallbergmoos zu gewinnen. Über 70 Konzertgäste aller Jahrgänge fanden sich pünktlich ein. Besonders bemerkenswert, dass auch vier Kinder mit ihren Eltern erwartungsfroh in den Abend gingen. Der Gemeindesaal, bekannt als akustisches Juwel, präsentierte sich mit rotem Vorhang im Hintergrund dazu seitlichen Spots in blauer Farbe und signalisierte so den ersten Kontrast dieses Abends. Das Konzertthema Trance & Rhythm bildet einen weiteren Kontrast. Zum Dritten ist noch die Kombination der Instrumente zunächst ein scheinbarer Kontrast. Aber die Künstler Anne Carewe am Violoncello und Olli Bott am Vibraphon bestätigten und widerlegten mit ihrer Musik ohne Grenzen, alle Widersprüche zugleich.

Denn die melodischen Klänge des Cellos zu den klaren, leichten Klängen des Vibraphons können harmonieren, sogar verschmelzen – aber auch jeweils dominierend führen. Virtuos erzeugten beide Künstler durch die Klangbilder Emotionen im großen Spannungsbogen der Stilrichtungen von Barock, Moderne und Jazz. Wie sehr beide Musiker alle diese Stilrichtungen nicht nur beherrschen, sondern auch lieben, brachte Anna Carewe zum Ausdruck: „Alte Musik und Jazz haben so unendlich viel gemeinsam.“
Allein fünf der 21 Musikstücke stammten ursprünglich aus der Feder von Johann Sebastian Bach. Große Sensibilität und Spielfreude konnten aufmerksame Konzertgäste auch im Kontakt der Künstler während des Spiels beobachten. Präzise Einsätze des Partners wurden kommuniziert durch minimale Bewegungen oder kurzen Augenkontakt. Besonders ausdrucksstark und federleicht umtanzte Oli Bott sein Vibraphon bei Freedom Jazz Dance von Eddie Harris. In der abwechselnd geführten Anmoderation erklärte Bott die neu interpretierten „Dreier Sets“ des Programmes von alter Musik, Weltmusik und Jazz.

Eine kleine Konzertbesucherin durfte später die begeisterten Zuhörer per Gongschlag aus der Pause zurückholen. Mit guter Musik gelang der mühelose Sprung über die Jahrhunderte. Für die anwesenden Kinder sicher auch eine prägende Erfahrung, wie viele Facetten Musik ausfüllen kann. In einem Moderationspart erklärte Olli Bott noch die technischen Details des Vibraphons, eines der klassischen Instrumente im Jazz, bestehend aus Metallplatten mit Resonanzröhren. Erst seit kurzer Zeit und speziell für dieses Konzertprogramm ergänzt Bott sein Instrument mit einer anmontierten Trommel. An sich keine Überraschung, denn das Vibraphon gehört schließlich ebenfalls zu den Schlagwerken.
Zum Programmende wurde „Gaudete“, ein mittelalterliches englisches Lied, trefflich verknüpft mit „Caravan“ von Duke Ellington. Das kleine Mädchen mit dem Pausen-Gong erhielt einen weiteren Einsatz und durfte den Künstlern Blumen überreichen. Das Publikum bedankte sich mit „Standing Ovation“ bei den Künstlern. Als Zugabe wurde „Air“ von Bach vorgetragen, ein Abschluss, der die Konzertgäste erneut begeisterte.