Musik – Zeichen der Hoffnung trotz Pandemie und Krieg

Kategorie: Kultur

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Misha Nodelman spielt ein ukrainisches Wiegenlied, gewidmet dem zwölfjährigen Maxim Shiskow, der ein Opfer des Ukraine-Kriegs wurde.

Ein Konzert der Kontraste mit dem Nodelman-Trio

Ein ungewöhnliches Programm erwartete die Gäste, die am 2. Juli in den Hallbergmooser Gemeindesaal zum aktuellen Konzert aus der Reihe erstKlassiK kamen.

Die Mitglieder des Nodelman-Trios Misha Nodelman, Violine, Andreas Kosinski, Viola und Vladimir Genin, Klavier, hatten ursprünglich geplant, in diesem Sommer ein „post-pandemic-Konzert“ zu veranstalten. Aufgrund der aktuellen Ereignisse in der Ukraine entschieden sie sich jedoch, das Programm neu zusammenzustellen und Stücke aufzunehmen, die sowohl der Pandemie als auch der Ukraine gewidmet sind.

Über die Entstehungsgeschichte des ersten Werkes – Kegelstatt-Trio von W.A. Mozart – gibt es verschiedene Versionen. Als „Kegelstatt“ bezeichnete man zu Mozarts Zeiten einen Ort, an dem gekegelt wurde, mag sein, dass er das Stück in einer solchen Umgebung komponierte. Andererseits könnten die neun kräftigen Anschläge des Klaviers zu Anfang des Stücks auch an ein Kegelspiel erinnern. Romantischer ist allerdings die Variante, dass Mozart diese Komposition seiner Klavierschülerin Franziska von Jacquin gewidmet hat.
Auch die folgende Sonate e-moll KV 304 für Klavier und Violine, die im Sommer 1778 in Paris entstand, stammt aus der Feder Mozarts. Hier kommunizieren Klavier und Violine harmonisch miteinander und finden sich am Ende in einem frühromantischen Finale.

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Der dritte Programmpunkt überrascht das Publikum, indem es zwei Werke aus verschiedenen Jahrhunderten verknüpft. Diese Verbindung erzählt eine aktuelle Geschichte, erklärt Vladimir Genin, dessen Komposition „The Pandemic Variations“ den Mittelteil bildet. Beginnend mit der Passacaglia in g-moll für Violine und Viola von G.F. Händel, erkrankt der Geiger an Corona. Seine Fieberfantasien entführen ihn in eine völlig andere musikalische Welt, wo er wild und verzweifelt zwischen unterschiedlichen Musikgenres herumirrt. Da geht dann auch der Bratschist auf Distanz und spielt mit großem Abstand auf der Bühnentreppe sitzend weiter. Doch es gibt Hoffnung, der Geiger überwindet die Krankheit, die Maske fällt, Violine und Bratsche kehren zurück zu G.F. Händel.

In seinem Werk „Punto coronata in Blue – quasi una passacaglia“, das Vladimir Genin während des ersten Lockdowns 2020 komponierte, setzt er sich zum zweiten Mal an diesem Abend mit der Corona-Pandemie auseinander, „der großen Fermate im Ablauf des Lebens“, wie er sagt.

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Das Nodelman-Trio mit Misha Nodelman (Violine), Vladimir Genin (Klavier) und Andreas Kosinski (Viola)

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In diesem Konzert geht es jedoch auch um den Krieg in der Ukraine, der die Künstler mit großer Besorgnis erfüllt. Während auf der Leinwand Bilder einer ukrainischen Künstlerin zu sehen sind, spielt Misha Nodelman auf seiner Geige ein ukrainisches Wiegenlied. Spielerisch bewegen sich Schaukelpferd, Flugzeug, Segelschiff, ein Ball, ein Notenschlüssel, eine Violine – Dinge, die dem Alltag eines Kindes entstammen könnten. Doch dann erscheint ein Kindergesicht, über das eine Träne rollt… Gewidmet ist dies dem zwölfjährigen Maxim Shiskow, der als unschuldiges Opfer im Ukrainekrieg gestorben ist. Bewegende Eindrücke, die das Publikum erst einmal innehalten lassen, ehe sich die Spannung löst und Applaus aufbrandet.

Mit fünf Stücken für Trio op. 97 von Dmitri Schostakowitsch geht dieses ungewöhnliche Konzert zu Ende, das mit den ausgewählten Stücken ein Licht der Hoffnung in dieser dunklen Zeit setzen wollte. Das Publikum ist begeistert und Beifall und Bravo-Rufe wollen kaum ein Ende nehmen, auch nach der Zugabe, zu der sich die drei Künstler am Schluss noch bereitfinden.

Für Sie berichtete Maria Schultz.

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