Zwei Kriminaler in der Hallbergmooser BIB: Der Krimi-Autor Martin Arz (re) und der „echte“ Kriminalhauptkommissar Ludwig Waldinger (li)
Krimi-Autor Martin Arz und Kriminalhauptkommissar Ludwig Waldinger
Wie viel Realität steckt in einem TV-Krimi in der Aufklärung eines Falls? Dieser Frage gingen in der Hallbergmooser Gemeindebücherei zwei Fachleute nach, der eine – Martin Arz – ein erfolgreicher Autor von Kriminalromanen, der andere – Ludwig Waldinger – ein echter Kriminalhauptkommissar.
Martin Arz las aus seinem Buch „Todsicheres München“ von zwei spektakulären Kriminalfällen. Er stellte die Lebedame Adele Spitzeder vor, die Mitte des 19. Jahrhunderts einen der größten Finanzskandale in München entfachte. Sie verlockte mit dem Versprechen hoher Zinsgewinne Tausende von Bürgerinnen und Bürger, Geld bei ihr anzulegen. Am Ende sah keiner mehr was von seinem Geld und viele wurden in den Ruin getrieben. „Schneeballsystem“ nennt man das heute, eine Methode, eine nach wie vor gängige Praxis von Betrügern, die dadurch Millionen von Menschen schädigen und selber Milliarden erbeuten.
Ludwig Waldinger gab dazu auch gleich einen Tipp, wie man sich schützen kann. „Verspricht Ihnen jemand, dass Sie schnell reich werden, indem Sie mit geringen Beträgen ‚einsteigen‘, werden Sie misstrauisch! Fragen sie erst mal Personen Ihres Vertrauens oder besser, informieren Sie gleich die Polizei.“
Nicht um Geld, sondern um Leib und Leben ging es im Zusammenhang mit der „Bestie von Aubing“, dem Sexualmörder Johann Eichhorn, der zwischen 1931 und 1939 in München und Umgebung mindestens sechs Frauen ermordete. Dass er so lange ungehindert agieren konnte, lag an den Wirren dieser Zeit, an den geringeren technischen Möglichkeiten und, wie Waldinger vermutet, auch daran, dass Eichhorn Mitglied der NSDAP war. Heutzutage käme man ihm durch Fingerabdrücke, Fahndungsfotos und vor allem Feststellung der DNA wesentlich schneller auf die Spur.
Für den Hauptkommissar war dies auch gleich der Anknüpfungspunkt, um seinen Messerkoffer zu öffnen. Was ist erlaubt: z.B. ein Klappmesser, für das man zwei Hände zum Öffnen braucht. Was ist verboten: z.B. „Fallmesser“ oder „Butterfly-Messer“, diese darf man weder besitzen noch führen. Ein „Hirschfänger“ dagegen ist erlaubt, wenn er in der entsprechenden Tasche der Lederhose steckt, der läuft nämlich unter der Bezeichnung „Brauchtum“.
Basierend auf einem echten Kriminalfall verfasste Martin Arz den True Crime-Roman „Stadtpanther“, in dem es um eine Jugendbande geht, die 1945 und 1946 die Münchner Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzte. Für Kommissar Waldinger die Gelegenheit für die Unterscheidung, dass man eine „Bande“ nicht mit dem Begriff „organisiertes Verbrechen“ gleichsetzen kann. Die einen sind unstrukturiert, oftmals Streuner. Die anderen haben eine feste Struktur und sind organisiert. Als Beispiel für letztere nannte er die Mafia, die u.a. durch Drogenhandel, Schutzgelderpressung und vor allem durch Anbau und verschlungene Wege der Vermarktung von Lebensmitteln das große Geld macht.
Nach der Pause wurde es dann ganz fiktiv. Martin Arz las aus seinem Roman „Münchner Gsindl“. Die Ermittlungsmethoden des Roman-Kommissars Max Pfeffer nahm der echte Kommissar Ludwig Waldinger anschließend genauer unter die Lupe und klärte das Publikum darüber auf, wie sich eine Ermittlung tatsächlich abspielt.
Ob er denn überhaupt selber noch einen Krimi lesen oder im Fernsehen anschauen kann, auch wenn es dort so unrealistisch zugeht? Auf diese Frage lacht der „echte“ Kommissar: „Wenn ich die Wirklichkeit sehen möchte, gehe ich in die Arbeit“. TV-Krimis sind für ihn Unterhaltung und Entspannung.
Draußen grollte bereits der erste Donner, in der Bibliothek ging ein heiterer Abend mit einigen ernsten Untertönen zu Ende. „Sie sind ein Super-Team“ war das Fazit einer Zuhörerin. Mit viel Beifall schloss sich das Publikum dieser Feststellung an.
Für Sie berichtete Maria Schultz.
Sie haben eine Frage oder eine Meinung zum Thema? Verfassen Sie gerne einen Kommentar!
Bitte beachten Sie unsere geltenden Kommentar Richtlinien, mit dem Abschicken Ihres Kommentars erklären Sie sich damit einverstanden.