75 Hektar Wiese {460 m ü. N.N.} Gras ist tausendmal besser als eine Wurstsemmel!

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Udei_Hallbergmoos

Etwa tausend Schritte folgen die Füße einer Spur, die sich über die „Senderwiese Erching“ schlängelt, bis zur “Voice of Erching“, im Zelt des Circus Feraro. Dort erzählen unter dem Titel „75 Hektar Wiese {460 m ü. N.N.}“ „Udei“-Vereinsmitglieder, Flüchtlinge, Vladimir Genins Orchester, Eleven der step by step Balletschule Hallbergmoos, der Spielmannszug der Feuerwehr Freising und acht Artisten, in kurzen Szenen und Flashs die Geschichte der Wiese. Die Vorbereitungen des interdisziplinären Projekts, in dem sich performative, artistische Einlagen mit Texten und Musik abwechseln, seien eine Herausforderung, erklärt Gabriele Goerge: „Ich verkörpere als allegorische Figur die Wiese und kommentiere die Entstehung teilweise singend, teilweise in sprechender Weise, der Kinderchor unterstützt mich.“

Ein Wagnis
Die Realschullehrerin ist verheiratet mit Thomas Goerges Cousin Roland, stimmlich ausgebildet und singt in verschiedenen Chören und als Solistin im geistigen Bereich. Alle Arien, darunter Henry Purcells Arie des Frostgeistes, eine weitere aus Georg Friedrich Händels „Deutschen Arien“ oder “Das Veilchen“ von Wolfgang Amadeus Mozart, sucht Thomas Goerge gezielt aus: „Texte und Gesangsstücke, ergeben einen Sinn, obwohl man den auf den ersten Blick gar nicht vermuten würde“, meint die Sängerin. Erst einen Tag vor der Premiere trifft die Darstellerin bei der Generalprobe auf die meisten der anderen Beteiligten. Coronabedingt waren gemeinsame Proben im Vorfeld nur in kleinen Gruppen möglich. „Jeder ist gut vorbereitet, vor allem die tragenden Rollen der Erwachsenen. Wir sind ein eingespieltes Team durch andere Projekte, die wir gemeinsam gemacht haben“, zeigt sich die 39-jährige zuversichtlich und behält recht.

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Anziehung durch Wahrhaftigkeit
„Alles ist sehr, sehr gut gelaufen“, resümiert Regisseur Thomas Goerge freudig nach der Matinee. „Neben der Musik und dem Gesang, waren die Einlagen des Circus Feraro der Hammer.“ Zur Textstelle, wie sich die Alpen durch die Verschiebung der europäischen und afrikanischen Kontinentalplatten auftürmen, baut Artistin Sissi eine Sektflaschenpyramide, stellt Stühle darauf und krönt das fragile Werk mit einem atemberaubenden Handstand. Ein Feuerspucker untermalt eindrücklich die Passage der Dinosaurier, die ein Meteorit mit der Kraft von 200 Hiroshima-Atombomben, ausgelöscht. „Sie machen das im Hier und Jetzt. Zuschauer merken wie es durch das Spucken des Feuers wärmer wird. Das ist kein Fake. Normalerweise ist Theater Kulisse, nichts ist wirklich, im Film noch weniger und im Digitalen gar nicht mehr. Die Realität und Wahrheit spricht die Menschen an, es ist einfach authentisch“, weiß Goerge aus seiner langjährigen Arbeit. „Ich stelle mir immer die Frage, ob es viel besser werden würde, wenn ich mehr probte, wie beispielsweise an einem Staatstheater, wo ich ja auch arbeite“, offenbart der 47-jährige Theatermann. „Vielleicht aber, würde ich es ja totproben. Der Charme hat etwas Unfertiges.“ So lässt der Regisseur seinen Akteuren Raum für Spontanes, um Authentizität zu erhalten, wie beim „Ölfresser“, einer Szene, in der es um ein Bakterium geht. „Eigentlich haben wir gesagt, dass der Darsteller in eine Wurstsemmel beißt. Er hatte aber vergessen, sie sich hinzulegen. In seiner Not fällt ihm nichts Besseres ein, als ein Grasbüschel auszureißen, in den Mund zu nehmen und die Szene zu spielen. Das ist natürlich tausendmal besser, als eine Wurstsemmel und wir haben das so gelassen“, verdeutlicht Goerge seine Vorgehensweise.

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Fragmente fügen sich zum großen Ganzen
Für Gabriele Goerge ergeben das gemeinsame Entdecken und die Zusammenhänge, die sich durch Musik, Text und Umgebung zusammenfügen, einen Sinn: „Vielleicht ist eine Sprechszene oder eine Arie, isoliert genommen, unverständlich. Erst durch das Zusammenwirken der verschiedensten Bestandteile der spartanischen Inszenierung, mit wenigen Effekten wie Masken, Plakaten und Bildern, die Schauspieler passend hochhalten, wird alles klar und man taucht ab.“ In der Auseinandersetzung beschäftigt sich die Deutsch- und Geschichtslehrerin mit der Wiese und gleitet immer weiter in deren Vergangenheit. „Ich finde das sehr faszinierend, dass man den Ort soweit zurückverfolgen kann“, stellt Gabriele Goerge fest: „Diese Wiese ist schon immer bedeutsam gewesen für die Gegend, den Landkreis Freising und finde es spannend, was die Wiese zukünftig erleben wird.“

„Diese Wiese ist schon immer bedeutsam gewesen für die Gegend, den Landkreis Freising und finde es spannend, was die Wiese zukünftig erleben wird.“

Gabriele Goerge, stellt die Wiese sprechend und singend dar.

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Für Sie berichtete Manuela Praxl.

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