Wenn es von heute auf morgen nicht mehr alleine geht

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Bundestagsabgeordneter Erich Irlstorfer, pflegepolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, will Rechtsanspruch für Schulabsolventen, um sich in sozialen Berufsgruppen ausprobieren zu können.

Gestern noch „pumperlgesund“, dann ein böser Sturz, der einen komplizierten Bruch verursacht. Es folgen eine Operation und die anschließende Rehabilitation. Oft wächst dort die Erkenntnis: ein Leben ohne Pflege ist nicht mehr möglich. „Das ist der Klassiker“, urteilt Tanja Knieler, Ortsvorsitzende der CSU auf der Veranstaltung „Plötzlich Pflege“ im Alten Wirt. Zu Gast ist Bundestagsabgeordneter Erich Irlstorfer, pflegepolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, und drei Expertinnen aus der Klinik Wartenberg Maria Stritzelberger (Angehörigenberatung für Demenzerkrankte und Begleitung Sterbender), Andrea Scheckenhofer (Sozialpädagogin) und Klara Toth (Pflegeberaterin, Internes Case Management), die einen Überblick über das Aufnahmeprozedere und ihre Aufgabenbereiche geben.

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Die Zeit ist endlich

„Das sind unangenehme Fragen, weil die Themen immer auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit bedeuten, aber es kann einfach jeden ganz schnell treffen“, betont Knieler. „Pflegeberatung ist ein drängendes Thema. Es ist seine Aufgabe, im Landkreis einen Pflegestützpunkt aufzubauen und auszustatten.“ Auch Erich Irlstorfer weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, mit der Thematik umzugehen: „Ich selbst habe 20 Jahre beruflich Patientenverfügungen und Co. ausgefüllt und habe es bei meinen eigenen Eltern nicht geschafft.“ Als sein Vater schwer erkrankt und die Mutter mit der Pflege überlastet ist, bringt Irlstorfer den Pflegebedürftigen in die Klinik Wartenberg, die zur akut-internistischen und rehabilitativen Altersmedizin auf Palliativmedizin spezialisiert ist. „Mein Vater war eher grantig“, erzählt Irlstorfer. Das ändert sich, als eine junge Krankenschwester „wie ein Wirbelwind“ ins Zimmer platzt: „Sie fragte ihn, was anstehen würde und machte ihm Vorschläge, auf die er sich nicht einlassen wollte. Sie gab nicht auf und erklärte unverzagt, dass sie mit ihm etwas suchen würde.“ Später sieht Irlstorfer seinen Vater „klitschnass“ im Rollstuhl sitzen: „Sie hat mich auf einen Hometrainer gesetzt und ich habe endlich mal wieder richtig geschwitzt“, erinnert sich Irlstorfer an die Worte seines einst sportlichen Vaters: „Da habe ich ihn das letzte Mal richtig lächeln gesehen“, so Irlstorfer. Für den Politiker ist das Erlebnis die Bestätigung für die Berechtigung an der „Teilhabe am Leben bis zum Tod“.

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Würde – fast unerschwinglich

Das zu gewährleisten, sei derzeit aber kaum möglich. Bekanntermaßen fehle überall Personal: „Dazu die Entwicklung der Finanzen, explodierende Energiepreise, steigende Preise für Medikamente oder die Inflation bringt das Pflegegerüst ins Wanken“, stellt Irlstorfer klar und fordert: „Es ist die gemeinsame politische Aufgabe von Bund, Ländern, dem Bezirk und den Bewohnern, Lösungen anzubieten, um Strukturen, die wir so dringend brauchen, nicht kaputt zu machen.“ Trotz der prekären Situation, müsse eine Priorität sein, „Menschen in die Pflege zu bringen“: „Viel wichtiger jedoch ist, sie dort zu halten“, so Irlstorfer. Aus seiner Sicht dürfe daher die Bezahlung nicht nur strikt nach Tarif erfolgen: „Regionale Unterschiede bezüglich der Lebenshaltungskosten müssen berücksichtigt werden.“ Außerdem wehrt sich Irlstorfer vehement gegen den Verlust der eigenen vier Wände, wenn das Geld nicht reicht: „Es kann nicht sein, dass man seinen Lebtag auf sein Häuschen gespart hat und es im Alter verliert, weil man pflegebedürftig wird und es dann zu Geld machen muss, um in Würde sterben zu können.“

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Soziales Engagement nach Schulabschluss für die eigene Berufsfindung

Ein Ansatz, um Interessenten für das Berufsfeld zu gewinnen, sei nach dem Schulabschluss eine Zeit im sozialen Umfeld zu verbringen: „Wir sprechen uns für einen Rechtsanspruch für Schulabsolventen aus, sich vier oder acht Monate ausprobieren zu können“, sagt Irlstorfer. Es schaffe für junge Menschen die Möglichkeit, sich in „eher unattraktive Berufsgruppen“ umschauen zu können: „Im Anschluss könnte als Dankeschön ein Interrail-Ticket winken mit einer Arbeitserlaubnis, um so Land und Leute niedrigschwellig kennenzulernen.“ Tanja Knieler stimmt der Idee zu: „Es ist wichtig, junge Menschen früh dafür zu begeistern und ich glaube, dass an dieser Stelle ein gesellschaftliches Jahr ein Thema sein kann. Mir ist zudem wichtig, ein Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung zu setzen, denn wir brauchen Menschen, die Pflege machen.

Für Sie berichtete Manuela Praxl.

 

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