Thomas Weichenberger, ein Herz für Bienen und Insekten
Nahrungsangebot für Bienen und Insekten zu knapp
Kaum kratzen die Temperaturen im Frühling an der 10-Grad-Marke, machen sich die Arbeiterinnen fleißig auf den Weg, denn sie haben jede Menge zu tun. 900.000 bis 6 Millionen Blüten müssen 350 bis 400 Bienen aufsuchen, um, gemessen am enormen Aufwand, ein winziges Kilogramm Honig zu erzeugen. Statistisch gesehen, lässt sich das jeder Bundesbürger jährlich genüsslich auf der Zunge zergehen. Um letztendlich diese zwei Standardgläser vom Imker auffüllen zu können, verlassen die fleißigen Sammlerinnen täglich bis zu 15 Mal ihr trautes Wabenheim und kommen so auf die gigantische Strecke von 40.000 bis 120.000 Kilometern. Das sind ein bis dreimal um den Erdball, je nach Nektarangebot, und das ist auch nach dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ mancherorts nicht wirklich üppig. Viele Gemeinden steuern der Knappheit entgegen und setzten auf Blühflächen: „Ich würde mir wünschen, dass auch in Hallbergmoos Flächen, die als Ausgleichsflächen deklariert sind, nicht ihren reinen Grascharakter behalten, sondern tatsächlich zu Blühflächen umgestaltet werden“, sagt Bienensachverständiger und Hobby-Imker Thomas Weichenberger.
Wichtigstes Nutztier
Der 52-Jährige bedauert die bisherige Zurückhaltung der Bürger: „Leider laufen die Patenschaften für die Blühflächen nicht so gut, vielleicht wissen es immer noch zu wenige. Wer das machen will, kann sich ganz unkompliziert im Rathaus melden.“ Nötig sind solche Initiativen nach wie vor dringend. Monotone Agrarlandschaften, Flächenfraß, Zerschneidung von Lebensräumen und der Klimawandel, machen den Bienen und anderen Insekten das Leben schwer, was gravierende Folgen hat. Denn die Honigbiene ist das bedeutsamste Nutztier der Menschheit, nicht nur wegen des Honigs, sondern weil sie in Europa nahezu 85 Prozent der elementarsten Nutzpflanzen bestäubt (weltweit rund 70 Prozent). „Der Mensch kann nicht ohne die Natur, aber die Natur sehr wohl ohne den Menschen. Daher muss sich der Mensch überlegen die Natur zu erhalten, damit das Ökosystem in der Balance bleibt. Wenn er das langfristig nicht macht, wird es den Menschen in dieser Form nicht mehr geben“, macht der Sales Operation Manager deutlich. „Wir müssen mit Ressourcen verantwortungsbewusst umgehen und auch akzeptieren, dass eine Biene auch mal sticht. Wobei ich sagen muss, dass die meisten Bienen nicht stechen“, meint Weichenberger, während er schnell den Stachel entfernt. „Bei den Honigbienen gilt das Motto: „Eine für alle und alle für einen“. Entsprechend opfert sich eine, sieht sie ihr Volk bedroht.“ Hingegen sei es für Wildbienen Ultima Ratio, den Menschen zu attackieren. Als Single gefährde sie das Fortkommen ihrer Art nicht: „Wildbienen sind die liebenswertesten Bienen schlechthin“, schwärmt der Imker von den Kuschelbienen unter den Bienen.
„Der Mensch kann nicht ohne die Natur, aber die Natur sehr wohl ohne den Menschen. Und der Mensch muss sich einfach überlegen, die Natur zu erhalten, damit das Ökosystem in der Balance bleibt.“
Thomas Weichenberger, Imker und Bienensachverständiger
Mit wenig Aufwand die Tafel decken
Seit acht Jahren schwirren Bienen und Insekten in den Gedanken des studierten Informatikers: „Generell beschäftige ich mich mit den Fragen erst, seit ich Imker bin“, gibt Thomas Weichenberger zu. „Meine damals 14-Jährige Tochter brachte mich auf die Biene, so fing ich an, mich mit der Umweltproblematik zu befassen, die nicht nur Bienen, sondern auch Insekten betrifft, die genauso auf Nektarquellen angewiesen sind. Mein Honig ist dabei sekundär, es ist kein gewinnbringendes Hobby.“ Bis Ende Mai sei das Buffet etwa durch blühende Obstbäume üppig gedeckt, danach allerdings sei Herr Schmalhans der Küchenmeister für Insekten, so Weichenberger: „Ab Juni bis in den September hinein sind die schwierigen Monate. Die Insekten haben einen Flugradius von zwei bis drei Kilometer. Wenn sie nichts finden, verhungern sie mehr oder weniger und in unserer Umgebung sind Nahrungsquellen nicht mehr gewährleistet.“ Je nach persönlichen Möglichkeiten, könne aber jeder etwas tun. „Für den Garten bewusst einkaufen und auf spätblühende Pflanzen, also ab Juni, achten. Sogar auf einem Balkon ist es möglich, einen Kasten hinzuhängen. Gut ist eben auch eine Blühpatenschaft der Gemeinde mit kleinen, sehr überschaubaren Flächen zu übernehmen.“ Dort fallen lediglich beim ersten Mal zwei Stunden Arbeitseinsatz an, meint der Experte: „Anschließend reicht es, zwischendurch nachzuschauen.“ Besonders für Familien mit Kindern ohne eigenen Garten sei es eine spannende Sache, sich darum zu kümmern, wirbt Weichenberger: „Gerade die Kleinen können so beobachten, was unter ihrer Verantwortung gedeiht. Und es ist ganz leicht, das umzusetzen, die Gemeinde stellt das Saatgut zur Verfügung“, erklärt der dreifache Vater und bietet an: „Jeder, der Fragen hat, kann man sicher sich bei mir melden, ich habe tausende Quadratmeter Erfahrung. Nicht jede Grasfläche ist gleich. Bei Bäumen, die Schatten darauf werfen, braucht man einen anderen Ansatz als bei rein sonnigen Flächen oder trockene Flächen.“ Insbesondere aber kümmert sich Thomas Weichenberger als Bienensachverständiger auch um kränkelnde Bienenvölker von anderen Imkern: „Es entstehen keinerlei Kosten, da meine Tätigkeit und Laboruntersuchungen staatlich gefördert werden.“
Imkerei Weichenberger · Thomas Weichenberger
Öffentlich bestellter Bienensachverständiger
· Begutachtung der Bienen am Bienenstand
· Probenziehung für weiterführende Laboruntersuchungen
· praktische Einweisung in die Behandlung von Bienenkrankheiten
· Empfehlungen in vorbeugende Gesundheitsmaßnahmen
Pfarrer-Weiß-Weg 29 · 85399 Hallbergmoos
www.imkerei-weichenberger.de · Tel: 0811 9933 804
Für Sie berichtete Manuela Praxl.