Mattis und das klebende Klassenzimmer

Kategorie: Aktuelles

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Kinderbuchautorin Silke Schlichtmann unterzeichnet Autogrammkarten für die interessierten Kinder

Kinderbuchautorin Silke Schlichtmann liest in der Gemeindebücherei

Ob eine Maus in einer Falle überlebt, hängt davon ab, um welche Art eines Fanggeräts es sich handelt. „Es gibt welche, da geht die Maus hinein und „zack“ ist sie tot“, erklärt Silke Schlichtmann ihrem aufmerksamen Publikum und beruhigt ein kleines Mädchen: „Es gibt aber auch Lebendfallen, da geht nur eine Tür zu. Die Maus kannst du dann mit deiner Mama auf einer Wiese aussetzen. Und in diesem Fall ist die Maus viel zu schlau, um hineinzutappen, was mich ehrlicherweise freut, weil sie sehr nett aussieht.“ Sehr lebendig, offen und mit viel Fingerspitzengefühl geht die Kinderbuchautorin in der Gemeindebücherei auf die Fragen ihrer jungen Zuhörer zwischen sechs und neun Jahren ein. Im Wechsel liest die Kinderbuchautorin vor, singt und bespricht mit den interessierten Leseratten Textauszüge: „Lesungen mit Kindern sind ganz anders als mit Erwachsenen. Bei einer Lesung im Literaturhaus mit 200 Leuten dachte ich: „Wow, easy going, die kommen alle und hören dir zu“, erzählt die Schriftstellerin lachend: „Niemand fummelt am Klettverschluss rum, man muss sich zu niemanden hinstellen, damit er wieder bei der Sache ist. Ich finde es herausfordernder, mit Kindern zu lesen. Wenn es funktioniert, ist es toll.“ In Hallbergmoos gelingt es mit den rund 10 Kindern – der Funke springt über.

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Mattis – Nichts ist schlimmer als gut gemeint

Die Maus spielt eine Rolle in „Mattis und das klebende Klassenzimmer“. Es ist ein Band ihrer “Mattis”-Erstleserreihe (Hanser-Verlag), den Silke Schlichtmann vorstellt. Die Serie beschäftigt sich mit den aufregenden und lustigen Erlebnissen des sehr einfallsreichen Drittklässlers. Hoch im Norden, im beschaulichen Mittelnkirchen im Alten Land, nahe Hamburg, lebt der pfiffige Junge und versucht stets, Probleme aller Art zu lösen. Leider kommt das bei seinem Lehrer überhaupt nicht gut an. Immer wieder schickt der Pauker den Eltern Briefe und beschwert sich über Mattis schlechtes Betragen. Während Mattis Vater eher entspannt reagiert, sieht die Mutter bereits die Schwerverbrecherkarriere ihres Sohnes vor sich. Diesmal will Mattis seinen Schulfreunden helfen, beim Lehrer nicht mehr unangenehm aufzufallen. So klebt er die zappelnde Kati mit dem Po an den Stuhlsitz und ihre Schuhe am Boden fest, Augustins Arme am Tisch und Marvin, der ständig quatscht, den Mund zu. Wieder einmal erkennt der Klassenlehrer nicht Mattis´ gute Absichten, ein neuer Brief flattert ins Haus der Eltern. Jetzt muss der gewiefte Schüler sich einiges einfallen lassen, um das Geschehene irgendwie zu erklären.

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Geschichten von dort, wo Silke Schlichtmann aufgewachsen ist

Silke Schlichtmann, selbst vierfache Mutter, macht das auf unvergleichliche sensible und humorvolle Art. Dabei greift sie nicht auf Steilvorlagen ihrer Kinder zurück: „Die würden mich „lynchen“. Für mich ist viel wichtiger, sich an seine eigene Kindheit zu erinnern, wie man sich gefühlt hatte, wenn man etwas nicht gleich verstand, wenn man verletzt war oder mal richtig Mist gebaut hatte. Das darf ich nicht aus Erwachsenenperspektive schreiben.“ Die auf der Leipziger Buchmesse 2019 ausgezeichnete „Lesekünstlerin des Jahres“ wächst selbst in Mittelnkirchen auf. Auch die Figuren anderer Werke sind echte Nordlichter, beschreibt Schlichtmann: „Pernilla ist aus Buxtehude, Bluma aus Grünendeich im Alten Land. Im Leben hat es mich ja nach München in den Süden verschlagen, aber wenn ich schreibe, bin ich noch in meiner alten Heimat.“

Erfüllung eines Kindheitstraums

Bereits als Kind verfasst Silke Schlichtmann Geschichten „à la Enid Blyton“: „Neben Briefträgerin, Reporterin, Eisverkäuferin und Fotografin, war Autorin einer meiner Berufswünsche.“ Nach der Schule studiert die bald 53-Jährige Deutsch, Englisch und Geschichte in Kiel, München und Trier. Später schreibt sie ihre Doktorarbeit, für die sie einen Preis erhält. „Erst nach meinem vierten Kind habe ich mich wieder an meinen Wunsch erinnert und gedacht: „Ich probiere das jetzt aus“, so wie ich Kindern immer sage: „Probiere dich aus, auch wenn es nicht klappt. Das ist tausendmal besser, als nur von etwas zu träumen, ohne es zu versuchen. Und ich hatte Glück.“ Schlichtmann schickt eine Textprobe an eine Agentur, der Rest ist Geschichte. Kinder wie Erwachsene lieben ihre warmherzigen Bücher, die im Fall Mattis Illustratorin Maja Bohn mit aussagekräftigen Zeichnungen bereichert: „Für mich ist es eine Kunst, da möchte ich nicht bestimmen, wie es aussehen soll, sondern bin immer gespannt, was sie aus meiner Geschichte macht.“ Unter anderem macht die gebürtige Rostockerin aus dem beschriebenen krebsroten Gesicht des Lehrers einen Krebs im Oberhemd. „Ich finde es toll, wenn Illustrationen den Text abbilden. Wenn es noch ein Stückchen mehr ist als das, begeistert es mich sehr“, sagt Silke Schlichtmann. Wie jeder kreative Mensch kämpft auch die Autorin manchmal mit der in der Branche gefürchteten Blockade: „Beim Fahrradfahren habe ich dann häufig so ein Aha-Erlebnis und dann geht es wieder. Aber das Wichtigste, um für Kinder zu schreibe, ist die Nähe, Empathie und viel Einfühlungsvermögen.“

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Kinderbuchautorin Silke Schlichtmann im Gespräch mit ihrer interessierten Leserschaft

Für Sie berichtete Manuela Praxl.

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