Abschied von Pfarrerin Dr. Juliane Fischer – Die „Anwältin der Vielfalt“ zieht weiter

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Abschied von Pfarrerin Dr. Juliane Fischer – Die „Anwältin der Vielfalt“ zieht weiter

Sie kann High Heels und Talar, Minirock und Beffchen und starke Worte. Glaube ist für sie nicht an Normen aus- oder festzumachen. „Die Anwältin der Vielfalt“, wie Dekan Christian Weigl seine Kollegin Juliane Fischer im Verabschiedungsgottesdienst nennt, verlässt Hallbergmoos und tritt im Landeskirchenamt in München eine Projektstelle an: „Da geht es darum, unsere Kirche, die in einem Umbruchprozess ist, mitzugestalten, und wie sollte es auch sonst sein? Die Stelle ist ein bisserl anders“, erklärt Weigl und bemerkt vor rund 250 belustigten Kirchenbesuchern schmunzelnd: „Ich freue mich an dieser Stelle darauf, wie du das Landeskirchenamt aufmischst.“

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Juliane Fischer ist anders oder zumindest so, wie es wohl die meisten nicht in Einklang mit einem Amt in der Kirche bringen würden. In den vergangenen sechs Jahren ihres Wirkens als Pfarrerin in Hallbergmoos drückt sich das nicht nur durch ihren Sinn für modische Kleidung und sehr gewagtes Schuhwerk aus, sondern auch in ihrem Mut, andere Wege zu gehen, um Menschen zu erreichen. Ob sie im Pfarrgarten in einer umfunktionierten Badewanne tauft, spontan durch die Reihen der Gläubigen im Gottesdienst geht und sie befragt oder mit ihrem katholischen Amtskollegen Thomas Gruber auf einem Esel reitet – die 39-Jährige zeigt ihre Andersartigkeit leidenschaftlich. Für sie drückt sich der Glaube so unterschiedlich aus, wie Menschen unterschiedlich sind. „Was ich weiß, geschätzt habe und schätze, ist die Weite und dass du ein großes Herz hast für Formen, Traditionen und Horizonte“, betont Weigl und würdigt Fischer. „Es geht dir eben nicht um ein ent- oder weder, besser oder schlechter, sondern um ein sowohl als auch. Es ist nicht schlechter oder besser, weil es traditionell ist und anders ist nicht gut oder schlecht, weil es anders ist, sondern – und das hast du mir mal in eine Gespräch gesagt – es geht darum, nahe am Menschen zu sein.“
Als Juliane Fischer 2014 von ihrem Vorgänger Thomas Bachmann die Gemeinde übernimmt, tritt sie in große Fußstapfen: „Man muss ein Händchen haben, wenn man irgendwo neu hinkommt und das hattest du. Du hast das, was du dir vorgenommen aus, gut aufgegriffen und weitergeführt und zu deinem Ding gemacht“, hebt Dekan Weigl Fischers einfühlsame Arbeit hervor, die neben den vielen „Höhen auch Tiefen hatte“. Pfarrerin Karin Jordak, Pfarramtsleiterin und Sprengelpfarrerin Neufahrn, lobt die sprachgewandte Seelsorgerin und spricht deren facettenreiche und schillernde Persönlichkeit an. Mit ihrer anderen Art hätte sie genau zur zukunftsorientierten Gemeinde gepasst, schließt sich Bürgermeister Harald Reents an. Juliane Fischer schafft es offenbar, mit ihren zierlichen Stilettos noch viel größere Fußabdrücke zu hinterlassen.

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Leicht fällt der Seelsorgerin der Abschied von ihrer Gemeinde nicht, versichert Dekan Christian Weigl: „Sie geht ganz sicher nicht, weil es hier nicht schön ist, denn bei den ersten Takten der Musik sind bei ihr schon Tränen gelaufen.“ Sie selbst spricht in ihrem letzten Gottesdienst von Verletzungen, die oftmals nicht sichtbar sind und viele zerbrechen lassen: „Manchmal heißt Glaube, Gott beständig um sein Einhalten zu bitten und manchmal heißt es auch, zu akzeptieren, was ist“, predigt sie: „Bleib nicht bei deinem Gram und deiner Bitterkeit stehen, sondern habe Augen für die Möglichkeiten und Herausforderungen hier und jetzt.“ Sicherlich ein Aufforderung an „ihre“ Gemeinde, nicht in Trauer zu verharren, sondern das Neue unvoreingenommen und Kraft anzunehmen.

Für Sie berichtete Manuela Praxl.

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