„Hirtamadl“ – Der Bischof weiß, wie’s geht.
20 Jahre Moosbühne Graf Hallberg
Dieses Theaterstück bot alles: Sex und Erpressung, Lügen und Betrügen, Saufen und Raufen, Gesang und Tanz, züchtige Jungfrauen, Ehebruch und junge Liebe – dargeboten mit viel Humor von einem brillanten Ensemble, gespielt in stimmiger Kulisse, die geschickt zwei Räume und einen Garten auf der Bühne vereinte.
Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt, wie es auch bei allen weiteren Vorstellungen der Fall war. Stellwände mit vielen Fotos erinnerten im Zuschauerraum an frühere Aufführungen. Zum „Warm-up“ kam Helle Wolter auf die Bühne. Er hatte im vergangenen Jahr mit der aktiven Schauspielerei aufgehört, bleibt aber dem Ensemble weiterhin verbunden als derjenige, der das Publikum mit Witzen in Stimmung bringt.
Ehe der Vorhang aufging, begrüßte erst noch Regisseurin und Vereinsvorsitzende Christine Wimmer die Gäste: „Bauerntheater ist Tradition, Brauchtum und bayerische Kultur“ sagte sie und auch, dass es gerade in dieser Zeit wichtig sei, den bairischen Dialekt zu pflegen. Mit der Pfarrhofkomödie „Die Versuchung des Aloysius Federl“ wurde die Moosbühne dieser Tradition voll gerecht, ein Stück, in dem, wie es sich für eine bayerische Komödie gehört, Verwicklungen und Verdächtigungen zum Inhalt gehören. Die Moral spielt eine große Rolle, stellt sich aber am Ende als nicht unbedingt bindend für die meisten Beteiligten heraus. Am Schluss versöhnen sich alle Kontrahenten und es siegt – auch das gehört unbedingt dazu – die Liebe.
Auch die tugendsamen Jungfrauen tragen ihren Teil zur Dramatik bei.
Bereits das Eröffnungsbild lässt viel Fantasie zu, als die Pfarrersköchin vor dem Hochwürdigen Herrn Pfarrer kniet, der mit geschürzter Soutane vor ihr steht, wobei sie allerdings lediglich mit dem Annähen seiner Hosenknöpfe beschäftigt ist. Die Ankunft des Bischofs, der anlässlich der bevorstehenden Kirchweih zu Besuch kommt, bringt Aufregung ins Pfarrhaus, doch der hohe Herr stellt sich als ganz bodenständig heraus und kennt sich gut mit bayrischen Volkstänzen, insbesondere dem „Hirtamadl“, aus. Auch die wohlbekannte Dorfratschn darf nicht fehlen, in diesem Fall die Cilly Gmeinwieser, gespielt von Karin Troidl, die immer dann mit eindrucksvollem Augenaufschlag zur Stelle ist, wenn man sie gar nicht brauchen kann und die am Schluss nicht beim Pfarrer, sondern beim Bischof beichten will, denn „der Ober sticht den Unter!“
Der verschmitzte Hausierer Sterzinger (Markus Streitberger) erschwindelt sich mit seinem schwarzen Bücherl nicht nur so manche gute Mahlzeit, sondern auch ein Nachtlager bei der Pfarrersköchin. Kompliziert wird das Ganze dann auch noch durch den Auftritt der mondänen Chantal alias Kreszenz Schleipfinger (Carina Gebhard), die eigentlich den Aloysius verführen soll, aber aus Versehen den Bischof erwischt. Und zwischen allen noch die tugendhaften Jungfrauen des Dorfes, die die Suche nach dem ominösen schwarzen Bücherl gleich selbst in die Hand nehmen. An den Verwicklungen beteiligt sich auch eifrig der Herr Pfarrer, der nicht nur äußerlich eine leichte Ähnlichkeit mit seinem Amtskollegen Don Camillo aufweist, sondern (fast) genauso hinterkünftig ist.
Bei Entenbraten und Knödel kommt alles wieder in Ordnung.
Die Schauspielerinnen und Schauspieler sind mit Herzblut, Können und Konzentration dabei. Die Pointen kommen genau richtig und immer wieder gibt es Szenenapplaus und lautes Lachen im Saal. Echte Zwetschgen am Baum und bei jeder Aufführung eine frisch gebratene Ente – mehr Realität geht wohl kaum.
Dass zu so einer gelungenen Aufführung nicht nur die Akteure auf der Bühne gehören, versteht sich von selbst. Ein eingespieltes Team bei Bühnenbau und Catering – beides oft im Familienverbund – sorgt dafür, dass alles reibungslos ablaufen kann. Mittlerweile ist beim Schauspieler-Team auch der Nachwuchs der bewährten Truppe eingestiegen und in der Liste der Darsteller findet man so manchen Familiennamen gleich mehrfach.
Am Ende gab es tosenden Beifall für alle Mitwirkenden. Eine Besucherin fand sogar noch eine nette Überraschung unter ihrem Stuhl, dort klebte der Preis des Abends, ein Gutschein für zwei Eintrittskarten beim nächsten Stück.
Fröhliche Gesichter und begeisterte Stimmen beim Rausgehen – ein gelungener und entspannter Theaterabend, für den sich alle Mühe gelohnt hat.
Für Sie berichtete Maria Schultz.
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