Aufstellungsversammlung mit Bürgermeisterin Sabina Brosch (3. v. li.) und MdL Ludwig Hartmann
Sabina Brosch tritt an – Grüne Mitbewerberin um den ersten Sitz im Rathaus
Schnell, eindeutig und durch die Aufstellungsversammlung im Alten Wirt jetzt ganz offiziell: Sabina Brosch möchte für die Grünen bei den Wahlen in wenigen Wochen den Rathaussessel erobern. Selbst bezeichnet sich die gebürtige Niederbayerin als zielstrebig und unerschrocken: „ Ich bin zwar immer im Dialog, aber ich habe eine klare Meinung und für die stehe ich ein“, sagt die 53-Jährige und fügt hinzu: „Ich bin gerne menschenfreundlich, aber nicht pflegeleicht.“
Prägende Jugend
Den meisten Hallbergmoosern und Goldachern ist Brosch nicht nur als Gemeinderätin, sondern auch als Kulturreferentin und Journalistin bekannt. Aufgewachsen ist sie in Niederbayern bei Wackersdorf: „Das hat mich natürlich politisch geprägt, ich war den Grünen immer sehr nahe und habe in meinem Heimatort den ersten Ortsverband gegründet.“ Später bekommt sie drei Kinder, ist beruflich im Ausland. In dieser Zeit ruht ihre politische Arbeit jahrelang, vor fast 25 Jahren zieht sie dann nach Hallbergmoos. „Jetzt sind meine Kinder groß und sie unterstützen mich vollends und sagen, ich soll loslegen“, erzählt Brosch.
Von Hallbergmoos für Hallbergmoos
„Ich glaube, dass es an die Zeit ist, eine grüne Bürgermeisterin zu haben. Wir müssen an ein paar Stellschrauben arbeiten, hinsichtlich Klima- und Naturschutz, und auch Perspektiven verändern, die mit Bildung und sozialen Elementen zu tun haben“, meint die Politikwissenschaftlerin. Neben dem für sie dringlichsten Problem Klimaschutz sind ihr in Hallbergmoos schwerpunktmäßig die Themen Verkehr und Wohnen wichtig. „Unser Ziel ist es, in Hallbergmoos eine Wohnbaugenossenschaft vorantreiben, wir wollen das in Form einer Bürgerinitiative“, so Brosch und erklärt: „Wir brauchen nicht Wohnbaugenossenschaften, die von außen hier bauen, sondern wir brauchen eine, die von Hallbergmoos herauskommt und für die Hallbergmooser und die Goldacher ist.“
In der Galerie der Bürgermeister ist bisher kein weibliches Bild zu finden, Brosch will mit ihrer Kandidatur ein Signal setzen, bekräftigt sie: „Hallbergmoos ist bereit für eine Bürgermeisterin. Ich möchte nicht sagen, dass Frauen besser sind, aber ich möchte Mut machen, dass Frauen politisch tätig werden, sich auch trauen, Ämter zu bekleiden.“ Für den anstehenden Wahlkampf erhofft sie sich Fairness und Offenheit von der Bevölkerung: „Dass sie sich nicht aus irgendwelchen Algorithmen oder aus Filterblasen heraus eine Meinung bilden, und dann müssen wir schauen, was dabei herauskommt.“
Bei der Aufstellungsversammlung debattiert Ludwig Hartmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bayerischen Landtag, mit den knapp 20 Anwesenden anschließend über verschiedene Themen. „Landwirte sind mit dem Ist-Zustand unzufrieden, wie auch die Naturschützer und viele Verbraucher“, beginnt Hartmann und fordert: „Es geht darum, mit der Natur und nicht gegen die Natur zu arbeiten.“ Ein ausreichendes Nahrungsangebot schütze die Demokratie, das zeige die Geschichte: „Inzwischen sind jedoch ein wenig bei der Überoptimierung angelangt“, meint Hartmann. „Wir müssen mit der Menge runter und dem Preis nach oben, wie soll es auch anders gehen?“, sieht der Politiker als effektiven Weg in der Landwirtschaft. In der Gewerbeentwicklung möchte er „eine deutlich härtere Gangart einlegen“. Es sehe keinen Sinn darin, neue Gewerbegebiete zu planen, wie beispielsweise in einem Wald bei Gilching. „Die wollen Arbeitsplätze in eine Region holen, wo Kindergarten- und Hortplätze fehlen, auch die Grundschulen sind voll.“ Statt auf neue Flächen in die Breite, könne man bei Bestehendem „unter der Erde oder mehrstöckige Parkdecks bauen, das ist architektonisch ansprechend umzusetzen“. Hartmann verweist auf einen boomenden Werkzeughersteller, der zeigt, wie es gehen könne: „Die haben riesig erweitert, ohne nur einen Quadratzentimeter Fläche auszuweiten.“
Bessere Verbindungen, unkomplizierte Abwicklung
Genauso hat Hartmann den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs im Fokus, beispielsweise sei er für ein stündliches Busangebot zwischen fünf und 24 Uhr in entlegenen Orten: „Das muss Pflicht sein für die Kommunen. Zudem muss es in Zeiten von Apps doch möglich sein, dass ich in München in die U-Bahn steige und in Nürnberg die U-Bahn nehmen kann, ohne mehrere Tickets kaufen zu müssen.“ Das sei zwar teuer, räumt er ein, gibt aber zu bedenken: „Der Freistaat gibt jährlich 400 Millionen für den Straßenbau aus, obendrauf kommt, was die Kommunen und der Bund machen. Es mangelt nicht an Straßen, sondern an einem deutlich besseres Bus- und Bahnangebot.“
Für Sie berichtete Manuela Praxl.